Du, Jane (Name von der Redaktion geändert), bist im wilden Dschungel deines Lebens unterwegs, bis ER vor dir steht. Der schönste und einzigartigste Mann des ganzen Universums blickt dir tief und beeindruckend in die Augen. Dein Seelentarzan kam, sah und siegte – er knipst ungeniert das Licht der Liebe in dir an und du – du schmilzt dahin und alle guten Vorsätze, nicht noch einmal auf die Tücken einer menschlichen Verbindlichkeit hereinzufallen, gleich mit dir mit.
Die Tage vergehen… und voller Bewunderung siehst du ihm zu, wie er sich von Ast zu Ast, von Baum zu Baum hangelt, von Liane zu … Moment! Er wird doch nicht wieder? Dein Liebster setzt zu einem beeindruckenden Schrei an, ergeift ein morsches Seil – und „fällt“.
Du trommelst entschlossen mit beiden Händen auf deinen Oberkörper und gibst ihm mit allen Mitteln der Körper- und Gebärdensprache zu verstehen, dass du bereit bist, ihn zu retten. Weil du, seine wahre Seelengefährtin endlich da bist, ist alles gut und deine Kraft reicht schließlich locker für zwei!
Obwohl du beim Gedanken daran, vieles alleine zu stemmen, dich selbst leise seufzen hörst. Aber was solls. Dann halt erstmal wieder du Tarzan und er Jane.
Deinen Kreislauf ordentlich in Schwung gebracht ist dein Helfersyndrom erwacht und jede kleinste Faser an Mütterlichkeit und Kampfgeist in dir ist aktiviert. Denn du hast herausgefunden, was ihm überhaupt und auch in eurer Situation tatsächlich fehlt:
- Er sieht nicht genau hin
- Er übernimmt ungern Verantwortung
- Er hat keine Verlustangst
- Er ignoriert Warnhinweise auffällig oft
- Er testet die Belastbarkeit jeder Wand zuerst mit seinem Kopf und mit Schwung
- Er hat sich nie wirklich geliebt und verstanden gefühlt
- Es mangelt ihm an Selbstvertrauen
- Mit seinen Abenteuern oder Süchten (jeder Art) lenkt er sich nur ab
- Er kann sich so schlecht entscheiden
- Er will seine Muster nicht sehen
- Er hört nicht auf sein Herz
Aber mit dir ist jetzt alles anders. Mit dir hat er eine Jane gefunden, die ihn versteht. Die ihre Fürsorglichkeit bis zum Mond ausdehnt. Bei der er sich geborgen und sicher fühlen kann.
Also er könnte – aber was macht Herr Dschungelkönig? Den Abflug in den Urwald und spielt dort Verstecken mit dir. Wann versteht er endlich, dass er das Rundum-sorglos-Paket direkt vor sich stehen hat?
So und jetzt atme mal bitte tief durch. Gaaaanz tief. Und dann schließe die Augen und stelle dir folgendes Bild vor:
Dein Tarzan hat es geschafft, sich auf eine blühende Liane zu schwingen, er holt Anlauf und… hoch in den Lüften sieht er dich, wie du zuerst penibel ausrechnest, wo genau er landen wird, umgehend dorthin sprintest – und ihm dann mit einer Hand strahlend…
…Pantoffeln hinhälst. Rosa Pantoffeln, weil wegen Liebe natürlich. Und in deiner anderen hälst du eine weitere Überraschung für ihn bereit, ausgiebig hast du für solche Fälle recherchiert und es endlich stolz gefunden: das Buch „So fliegen Männer richtig!“ von Diplompsychologin Dr. Löffelweisheit.
– Kurze Kreativpause –
Was meinst du, wieviel Fahrt seine Männlichkeit nun aufnimmt und erst seine Begeisterung, bei dir zu „landen“?
Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, das wir Frauen glauben, wir müssten „ihm“ unter die Arme greifen. Er müsste nur endlich „dies oder das“ lesen oder lernen, doch ebenfalls dieses unfassbar erleuchtende Seminar besuchen, diese Dualseelen/Seelenpartner-Geschichte nur verstehen – damit er auch endlich selbst weiß, warum er so gern flüchtet oder schweigt!
Ein Mann aber will nicht wirklich gerettet werden, auch ein Seelenpartner nicht – es sei denn, er hat sehr bequeme oder narzisstische Anteile und bereits Freude an den Vorzügen deiner eifrigen Anstrengungen gefunden, dann wird er vermutlich eine Rettungs-Begeisterung vorspielen, natürlich ohne jeden eigenen, unnötigen Aufwand.
Ein Mann will sich im Normalfall eine Liane selbst aussuchen, zur Not damit auch auf die Nase fallen und selbiges gilt auch in Bezug auf die Jane an seiner Seite.
Er will nicht belehrt werden und auch nicht ungefragt korrigiert. Er muss in kein Nachtgebet eingeschlossen werden, damit er seinen Weg findet. Er will Mann sein dürfen. Selbst wenn das für ihn heißt, augenscheinlich nichts zu tun und bestimmte Situationen einfach nur auszusitzen.
Was nicht gleichzusetzen ist mit null Komma null Entwicklung (Gottseidank passiert da kollektiv ja jetzt ordentlich was). Die kann bei ihm aber anders aussehen und vielleicht total unspirituell oder unesoterisch sein, was auch immer das bedeuten soll.
Wenn du dich ein bisschen wieder erkennst und ab und an (noch) den starken Drang verspürst, deinen Dschungelhelden retten zu wollen, weit entfernt von euren eventuellen Seelenabsprachen – vielleicht hast du jetzt Lust auf einen Buchtipp:
„Die Sucht gebraucht zu werden“ – von Melodie Beattie
~©Rebekka Gutmayer~
P.S.: Nimm dir, wozu du Ja sagen kannst. Alles andere lass einfach stehen. Und: Ausnahmen bestätigen die Regel😉
–> Meine Texte dürfen sehr gerne geteilt werden, bitte mit Quellenangabe, danke! https://rebekka-gutmayer.com/blog/