Wenn du neu geboren wirst…

Wenn du neu geboren wirst…

Du spürst diese Wellen auf einer Länge,
das Lebensmeer kitzelt dich an den Füssen

Es ruft dich hinein in ein Abenteuer,
von allen Seiten Zeichen,
dass es diesmal gut ausgehen wird.

Du wagst es,
tiefer zu gehen,
unsicher, ob das Wasser dich trägt
Siehst immer wieder um dich,
ob du auch wirklich gemeint bist

Lässt die Vernunft los,
wirfst alle Zweifel über Bord
Und folgst deiner Sehnsucht,
endlich angekommen zu sein.

Doch in der Tiefe
wird dir alles entrissen
Im unvertrauten Nirgendwo
stehst du mehr als nackt

Die Wellen ziehen sich zurück
und schlagen über dir zusammen

Leise hörst du ihn flüstern:
Es ist mir zu nah,
auch dann, wenn du fern bist

Diese Liebe war mir nie vertrauter,
doch ist sie mir so fremd.

Du verlierst alles,
dein Glaube ist erschüttert
Am Grund deiner Hoffnung
bleibt nur noch Leere

Eine unausgefüllte Weite
Fragen, die kommen und gehen

Du atmest deinen Schmerz
ins Nichts hinein
Tage werden zu Nächten.

Einen Krieg in dir selbst
hast du unbewaffnet gewonnen,
wenn auch nicht spurlos

Die frische Narbe an deinem Herzen
zeigt deine Verwundbarkeit

Doch
Nie war dein Licht heller
als in diesem Augenblick.

Deine Sehnsucht führte dich in ein Land,
das du unvorbereitet betreten hast
Seine Sprache ist dir bekannt

Du erinnerst dich
an deine pure Essenz
und wirst neu geboren
mitten in der größten Dunkelheit.

Wenn dir alles genommen wurde,
weißt du wieder,
was wirklich zählt

Du hast so viel mehr
als jemals zuvor.

❤️

~Rebekka Gutmayer~ (2017)

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Muttertag.

Muttertag.

Ich sollte vielleicht etwas Schönes schreiben.
Aber was ich sollte, ist ja egal.
Wichtig ist doch, daß wir ehrlich mit uns sind.
Ist das heute ein schöner Tag für dich?
Wenn ja, dann ist das wundervoll!
Dann feier und feier und feier ihn!
Ist dieser Tag heute eher belastend für dich?
Dann möchte ich dir was sagen.
Es ist nicht immer alles so wie es aussieht.
Vielleicht zeigt dir deine Mutter ihre Gefühle nicht, weil sie es nicht besser kann.
Vielleicht ist deine Mutter viel zu früh gegangen, weil sie dir damit helfen will.
Vielleicht ist deine Mutter in ihrer eigenen Geschichte gefangen und du musst sie gar nicht verstehen.
Vielleicht ist ihre Art heute ein Geschenk für dich, du weißt es nur noch nicht.
Vielleicht ist sie mit sich selbst noch viel strenger als mit dir.
Vielleicht bist du die Blume, die sich das blühen endlich erlauben darf, wo es sich deine Mutter immer verboten hat!
Heute ist vielleicht ein Tag, um zu lernen, dich zu feiern.
Meine Mutter hat vor ein paar Jahren beschlossen, den Kontakt abzubrechen.
Der Grund war recht belanglos. Also der vorgeschobene. Der, den man greifen kann.
Doch hinter dem Vorhang gibt es viel mehr Antworten. Die gehen tiefer.
Die bringen erst zum weinen und dann zum staunen. Manchmal, auch nicht immer.
Auch in umgekehrter Reihenfolge.
Ich habe geweint und ich habe gestaunt. Alles weiß ich nicht und ich will auch nicht alles wissen.
Aber ich habe beschlossen, ich bin meines eigenen Glückes Schmied.
Wer nicht will, oder wer nicht kann, oder wer nicht will und nicht kann, der muss eben aus meinem Leben draußen bleiben. Manche Menschen machen das auch schonmal freiwillig.
Aus ihren ganz speziell gewählten Gründen. Aber man kann sie trotzdem segnen.
Und ihren Weg.
Und du und ich, wir dürfen feiern (lernen).
Denn auch wenn eine Mutter nicht da ist oder gegangen ist oder schweigt, ändert das nichts an deiner Schönheit, deiner Einzigartigkeit, deinen Talenten, deinen Sommersprossen, deinen Narben, deinem Lispeln, deinem Lächeln mit Grübchen, deinen Falten am Hals, deiner Sprache mit lustigem Dialekt.
Du bist hier und du hast das Recht dazu.
Du hast eine Berechtigung zum da-sein.
Weil du schon da-bist.
Sonst wärst du nicht hier, sonst wärst du woanders.
Also feier dich doch.
Feier dich und deine Unzulänglichkeiten.
Feier deine Wunderprächtigkeit.
Feier deine Gelegenheiten, dich zu freuen.
Feier deine Mutter, egal auf welchem Stern sie gerade ist.
Feier dich, weil es dafür Zeit wird.
Kurbel das Vergangenheitsfenster runter und wirf alles raus.
Natürlich nur das, was du nicht mehr brauchst.
Das ist emotionale Ballastbefreiung.
Die macht Platz zum fröhlich sein.
Auch mal einfach ohne Grund.
Oder weil heute Muttertag ist.
Mit oder ohne sie.
Und weil du vielleicht selbst eine Mama bist.
In irgendeiner Form.
Weil du Liebe bist. Egal, was man dir erzählt hat.
Tassen hoch! ♥️
~Rebekka Gutmayer~
P.S.: Jetzt ist es doch noch schön geworden, oder? Siehste.
Es ist nicht immer alles so, wie man denkt.

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Heute ist ein guter Tag…

Heute ist ein guter Tag…

Sanft strich er mit seinen warmen Fingern über ihren Rücken.
Sie weinte, und für ihn war es, als würde mit jeder Träne eine kleine, schillernde Welt zusammenbrechen.
Und noch eine…und wieder…er wusste nicht, was gerade in ihr vorging.
Aber er wusste, dass er sie liebte.
Und er wusste, dass es manchmal gar keiner Worte bedarf.
Manchmal ist es die echte Nähe, die heilt.
Das echte Zuhören, das echte anwesend sein.
Und das war er. Schon über 30 Jahre war er an ihrer Seite.
Hin und wieder dachte er, dass er sie kannte, also so wirklich. Wie eine Stadt, in der man jeden kleinsten Winkel kennt, weil man in ihr schon so oft spazieren oder unterwegs war.
Aber sie war keine dieser Städte, die man wirklich kennen konnte. Sie war eine wandelnde Überraschung auf zwei Beinen.
Als Kinder fuhren sie gemeinsam mit dem Bus zur Schule. Dann gingen sie in verschiedene Klassen und das war schon komisch, denn sie trennten sich nicht sehr gerne. So hofften sie oft, dass der Unterricht schneller vorbei ginge und sie einander wieder sehen konnten. Sobald die große Glocke läutete, rannten sie nach draußen und waren ziemlich erleichtert, dass sie einander wieder hatten.
Ein Leben ohne den anderen konnten sie sich nicht vorstellen. Keiner von ihnen.
Es war so viel passiert in all den Jahren, das schweißte natürlich auch zusammen.
Doch heute war wieder einer dieser Tage, wo er einfach nicht das passende Medikament hatte, so kam es ihm vor.
Diese Trauer in ihr, er konnte sie fast förmlich selbst in seinem Körper spüren.
Was war denn nur geschehen?
Sie schluchzte immer weiter und verbog sich in eine Embryohaltung hinein.
Es tat ihr so weh, so ganz tief innendrin.
„Engelchen, bist du sicher, dass ich nichts tun kann?“ fragte er.
„Du kannst meinen Körper nicht schöner machen! Sieh ihn dir doch an! Es wird nicht mehr lange dauern, dann sieht meine Haut aus wie eine blasse Wüstenlandschaft, noch nichtmal mit Kamelen drin! Jede Blume dort wird welken und das Wasser zieht freiwillig, mit einem freundlichen aber ängstlichen Gruss, schnell an ihr vorbei! Ich werde immer weniger! Ich werde immer kleiner!
Ich werde eine Königin, aber eine Königin der Falten und Runzeln!
Und das bedeutet, es ist nicht mehr lange hin, dass ich dich verlassen muss!
Wer weiß, wo ich dann lande? Auf einem anderen Planeten? Einer anderen Dimension? So gar nichts von allem und es hat einfach nur ein Ende?“ Weitere Tropfen kullerten ihr von den Wangen.
Sie hatte sich wieder aufgesetzt und er strich ihr sanft übers Gesicht.
Das also war es. Sie hatte Angst vor ihrem Alter, vor ihrer Reife, vor dem Prozess der Weisheit.
Dabei war sie wunderschön, er liebte jede einzelne Stelle ihres Körpers.
Mit Narbe, ohne Narbe, von der Sonne gefärbt oder blass.
Er küsste mitfühlend ihre Stirn und lud sie ein, den Kopf an seine Brust zu legen.
Sie seufzte tief.
„Es ist doch so, Engelchen“, sagte er, „dass wir uns immer wieder finden werden.
Hier oder dort, hüben oder drüben.
Du und ich, das ist wie Himmel und Erde, wie Mond und die Sterne, wie Tag und wie Nacht.
Unser Körper ist nur die Hülle von etwas, das viel größer ist!
Es ist wie die Sache bei einer großen Auktion von einem wertvollen Bild!
Dein Körper ist die Decke, mit der das Bild zuerst verhüllt wird. Die macht es spannend.
Aber darunter ist der wahre Schatz, den du in all den Jahren fleißig belebt hast.
Da ist deine Seele, die den Körper bewohnt. Ohne sie wäre der Körper ja gar nichts.
Sie ist für mich wie ein großer Stern, der schönste, den ich je gesehen habe.
Du berührst mich jeden Tag im Herzen, wie es sonst niemand vermag.
Nur du kannst mich so einzigartig trösten oder zum lachen bringen.
Du weißt, ich bin manchmal auch ein alter Griesgram, aber dein Licht macht meine Seele hell.
Unermüdlich reichen sie sich die Seelenhände, wenn es denn so etwas gibt.
Und glauben an sich und die Zukunft.
Denn sie finden sich, immer wieder, ganz egal was geschieht!
Auch wenn manchmal Jahre oder sogar Jahrzehnte zwischen unseren Begegnungen lagen.
Das hatten wir schon so oft und dafür haben wir uns entschieden.
Vielleicht kannst du dich ein klitzekleines bisschen daran erinnern?“
Sie atmete tief durch und der Strom an Tränen ließ nun endlich nach.
Sie fühlte sich so im Innersten erschüttert mit all ihren Gedanken an das Altern und die Möglichkeit vom Verlust eines geliebten Menschen.
Doch bei ihm wurde sie schnell wieder klar. Alles Drama dieser Welt war an seiner Seite so viel leichter.
Sie konnte ihre Dankbarkeit darüber kaum in Worte fassen.
„Ja, das weiß ich doch. Und es ist trotzdem so gut, das du mich daran erinnerst.
Du bist mein Seelenkeks.“
Sie lachte und er war hörbar erleichtert.
Kekse waren ihre Leidenschaft und dieser Mann war ein unfassbarer Lottogewinn.
Einer von der Sorte, wo man sich jeden Tag irgendwo hinkneifen musste, ob das auch tatsächlich alles echt sein konnte.
Manche Menschen wollten ihr dieser Verbindung auch nicht so recht gönnen und schon gar nicht daran glauben, dass das nicht gespielt ist, sondern von vorne bis hinten einfach nur Liebe. Aber die hatten auch keine Vorstellung von den anderen Leben, die sie bereits gemeinsam hinter sich hatten. Da waren ganz andere Turbulenzen dabei, da würde sich keiner von diesen Menschen darum streiten wollen.
Die hatten sie dieses Mal nicht ausgewählt, sie wollten es lieber mal etwas gemütlich. Und das war auch gut so.
Es wurde trotzdem jetzt Zeit, wieder die Wahrheit zu sehen und all das Gute, das sie auch heute wieder erleben durfte.
Sie blickte in den Himmel und segnete gedanklich auch diesen Tag, der ihre Seele wieder ein Stück reicher machte.
Sie segnete ihren Körper und all die Dienste, die er ihr bisher so treu leistete.
Und sie segnete sich selbst und natürlich ihren treuen und so loyalen Begleiter.
„Es gibt immer einen Grund, wieder aufzustehen.
Manchmal auch dann, wenn ich ihn noch gar nicht kenne.
Jeder Tag ist wie eine neue, weiße Fläche in dem schon bestehenden Bild.
Dann will ich heute was Schönes daraus machen und Farbe hinein bringen!“
dachte sie und griff nach seiner Menschhand.
Er spürte, sie war wieder bei sich.
Manchmal sind es ein paar Worte zur richtigen Zeit.
Manchmal ist es eine zarte Berührung, ein verständnisvoller Blick.
Manchmal ist es die starke Schulter, die gar nicht so viele Muskeln braucht, wie alle immer denken.
Manchmal ist es einfach nur die pure Liebe ohne alles.
„Und das ist ganz schön viel“, dachte er.
Und lies auch seine Sorgen von gerade eben wieder ziehen.
„Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein!“ sagte er und zog sie von der Couch…
❤
~Rebekka Gutmayer~
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Angst ist ein Instrument für das Hinterteil

Angst ist ein Instrument für das Hinterteil

Wenn du einen Raum neu einrichten möchtest, müssen ja erstmal die alten Möbel raus.
Genauso ist das mit der Liebe.
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Wenn du absolutely genug hast vom Kämpfen um Aufmerksamkeit, vom Warten, vom Schieben, vom Hoffen, von dein-Energiefeld-verlassen-und-mit-der-Nase-im-Energiefeld-vom-Lieblingsmenschen-zu-stecken-und-dich-damit-ständig-geschwächt-fühlen, dann triffst du eine neue Wahl.
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Mit der neuen Wahl zeigt sich dann aber eben auch, je nachdem wie oft du dich bisher darum gekümmert hast, nochmal das, was dich bisher von deinem wahren Glück abgehalten hat.
Schüttel eine Flasche mit Kohlensäure und du siehst die Blasen aufsteigen. Genau so.
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Je öfter du schüttelst, umso weniger wird es.
Ich weiß, das Schütteln ist manchmal anstrengend.
Aber es ist heilend. Für dich, für dein Umfeld, für die Erde.
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Es schüttelt die alten, schweren Decken ab, die noch über dem Diamanten in dir liegen. Die gehören da nicht hin.
Hab keine Angst davor, es wird dich jedesmal klarer und stärker machen. Selbstbewusster, souveräner, weiser.
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Angst ist die Brücke zur Liebe, manchmal wackelig as hell.
Angst ist ein Instrument für das Hinterteil. Eine Ar***geige.
Angst ist auch eine Illusion.
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Tritt ihr entgegen, lauf durch sie durch, löse sie auf und staune über deine Fähigkeiten.
Lass dich nicht aufhalten von deinen bisherigen Ideen über dich und das alles um dich herum.
Lass dich führen von deiner Seele und der Sehnsucht, durch die sie mit dir spricht.
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Du wirst deine Träume erreichen, egal wie oft du geschüttelt wirst.
Das Ziel ist der Weg.
Und wenn es zuviel und zu unübersichtlich ist mit den „alten Möbeln“, help is all around you.
Niemand muss mehr alleine durch dieses Wirrwarr gehen.
Und es muss nicht mehr schwer sein.
Jetzt ist eine erstaunlich gute Zeit, um aufzuräumen, wenn nicht gar die beste.
Um den Platz nicht nur in Gedanken, sondern auch im ganzen Energiefeld für etwas Echtes, Wahres, Liebe-volles frei zu machen. Für das, wozu du hier bist.
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Liebe. Lieben. Liebe lieben. Liebe leben.
All das romantische Zeugs zum Wohlfühlen.
As beautiful as possible.
Auch mit möglichen Schei**tagen dazwischen.
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Und ganz glücklichen, an denen du das Vertrauen wiederfindest.
In dich und das große Ganze, das dich trägt.
Unsichtbar, die ganze Zeit schon.
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❤
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~Rebekka Gutmayer~
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Der Junge, der wortlos Papier aß

Der Junge, der wortlos Papier aß

BRIEF ANS UNIVERSUM #4
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Liebes Universum,
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ich weiß nicht, ob du es noch weißt.
Es war im Kindergarten, er passte eine ganze Zeitlang ziemlich gut auf mich auf.
Er war da, wenn ich mich alleine fühlte.
Er war da, wenn ich keine Antworten hatte.
Er war aber vor allem da, wenn es einen Beschützer brauchte.
So einen von der Sorte, der sich hinter dich stellt und zu den anderen vor dir sagt:
„Jetzt ist es genug. Einfach weil ich das sage!“
Und den dann alle Kinder ganz erstaunt und mit großen Augen anstarren und eine ehrfürchtige Körperhaltung bekommen, so von 0 auf 100.
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Wobei sie selbst nicht genau wissen, was sie da so beeindruckt.
Denn er war nur einen Kopf größer als ich. Also auch kein Riese.
Aber er hatte eine Ausstrahlung, die sagte wo es lang ging.
Wenn er was sagte. Denn eigentlich war er keiner von der lauten Sorte, er war eher leise.
Er war wie die weiße Feder, die einem vor die Füße segelt, wenn man sich ein Zeichen von dir wünscht.
Denn dann tauchte er wie von Zauberhand neben mir auf.
Das war der Junge, der wortlos Papier aß.
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Ihm zuliebe, also irgendwie aus Solidarität hab ich mal ein kleines Stückchen probiert.
Ich hab´s bei einmal belassen.
Weil so toll schmeckte das nun eben nicht. Aber seine Gesellschaft, die war mir wertvoll.
Es war ein fast wortloses Band zwischen uns, und eine Art Liebe.
Ich weiß nicht, wo sie herkam und ich weiß auch nicht, wo sie eines Tages hinging.
Über seinen eigenartigen Geschmackssinn hab ich nie ein Wort verloren.
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Aber wenn er bei mir war, lachten mich seine Augen an und ich spürte eine sanfte Berührung, wie von den Flügeln eines Engels.
Obwohl jeder immer seinen eigenen Platz hatte.
Das, was dann in den seltenen Momenten über seine Lippen kam, war Balsam auf meine Seele.
So, wie wenn dich jemand unsichtbar in den Arm nimmt und dir sagt, dass du dich fallen lassen kannst.
Dass du keine Angst vor niemand haben musst, weil er da ist.
Und weil er mit strengem Blick in die Umgebung aufpasst, dass dir kein Unrecht geschieht.
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Wenn ich es damals schon so genau gewusst hätte, hätte ich gewollt, dass das nie aufhört.
Später lief der Hase aber in eine andere Richtung.
Einen großen Bruder hab ich mir so sehr herbeigesehnt, aber ihn hatte der Storch einfach vergessen.
Wenn ich mir eine starke Schulter gewünscht habe, gab es fast immer nur ein nasses Handtuch gereicht.
Also nichts, was mich nochmal so beeindruckt hätte.
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Ich war ziemlich oft alleine mit meinen Fragen an dich und meine kleine große Welt.
Irgendwann hab ich mich daran gewöhnt, dass da selten jemand war, an den ich mich wirklich anlehnen konnte.
Weil die meisten mit sich selbst zu tun hatten.
Oder meine Fragen zu groß und zu speziell waren.
Oder weil sie eine Gegenleistung erwarteten.
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Dann war da noch das Versprechen meines Papas, aber das hat ja auch nicht so wirklich geklappt.
Er wollte endlich Zeit für mich haben, wenn er wieder aus dem Operationssaal rauskommt.
Also, er kam schon raus, aber anders als gedacht.
Ich weiß gar nicht, ob ich wirklich sagen kann, wie das für mich war.
Da stand ich jedenfalls wieder alleine, und das Gefühl des Verlassenseins machte sich breit.
Jahrelang stand ich unter Schock und konnte es nicht glauben.
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Hat er sich wirklich aus dem Staub gemacht?
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Ja, das hatte er wohl. Seine Seele wird auch seine Gründe dafür gehabt haben.
Womöglich sogar mit meiner abgesprochen, das kennen wir ja schon.
Und trotzdem bin ich nunmal auch Mensch, der darüber ziemlich lange traurig war.
Sogar viel länger, als ich es selbst wusste, weil mein inneres Kind das ziemlich gut versteckt hatte.
Es hat damit meine Suche nach einer echten neuen Heimat sabotiert, kannst du das fassen?
Aber zum Glück hab ich das entdeckt. Weil ich geb ja nicht so schnell auf.
Seit Jahren übe ich mich an dieser Geschichte wie ein Zirkusartist das Jonglieren mit 12 Bällen.
Jetzt weiß ich endlich, wo ich bei sowas fündig werde…
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Und jetzt muss ich dir was wirklich Wichtiges sagen.
Der Junge mit dem Papier ist zurückgekommen!
Also nicht ganz, wobei sie tatsächlich den gleichen Vornamen haben.
Er tauchte einfach auf wie einer der großen Wale, die man auf einem Touristenboot sehnsüchtig mit dem Fernglas erwartet.
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Einer der großen Wale, die mächtig viel Wasser in die Luft schießen können.

Und die beeindrucken, einfach mit ihrem Sein, mit ihrer Magie um sich herum.

Und dabei sagt er mir zu einem bestimmten Thema, dass alles gut ist.
Dass ich mir keine Sorgen machen brauche.
Weil ER das an dieser Stelle, einfach mal so entscheidet.
Weil er das für richtig hält und einfach so macht.
Weil er das Gegenteil von einem nassen Handtuch ist.
Was hab ich geweint…
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Er hat mich Glück spüren lassen, dass mich so überwältigte, dass ich es kaum aushalten konnte.
Er hat mir eine Form von Liebe gezeigt, die so selten ist wie bei dir da draußen ein vierblättriges Kleeblatt in der Frühlingswiese.
Er hat mein Herz so berührt, dass es dafür gar keine Worte gibt.
Er spricht mit mir in einer Sprache, die ist von ganz woanders her.
Von einem Herzplaneten oder so.
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Und dann ist da mal wieder noch was.
Viel Zeit hatte ich ja nicht mit meinem Dad.
Aber er hat mir damals gezeigt, wo der große Wagen am Himmel steht.
Und natürlich auch der kleine.
Und jetzt erinnert mich mein neues Zuhause an diesen heiligen Moment.
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Danke, dass ich das nach so vielen Jahren wieder erleben darf!
Danke, dass mir ein Sternbild fast jede Nacht Mut macht, wenn ich aus dem Fenster sehe.
Danke, dass es so unfassbar besondere Menschen gibt, die Glückstränen zum Fließen bringen!
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ANTWORT DES UNIVERSUMS:
Liebe hat viele Gesichter!
Manchmal zeigt sie sich dadurch, dass dich ein Mensch verlässt.
Manchmal zeigt sie sich aus einer unerwarteten Richtung in einer schweren Stunde deines Lebens.
Liebe ist grenzenlos, egal auf welche Weise.
Liebe ist ein besonderes Elixier, dass du öfter finden kannst, wenn du gar nicht danach suchst.
Wahre Verbundenheit ist manchmal wie ein leiser Freund, der dir unauffällig folgt.
Der wartet, bis du alte, morsche Kabel ausgetauscht hast.
Und dann geht im richtigen Augenblick das Licht an!
So leuchtest du selbst als Stern ins Unendliche hinein.
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❤
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März 2021
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~Rebekka Gutmayer~
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