Heute ist ein guter Tag…

Heute ist ein guter Tag…

Sanft strich er mit seinen warmen Fingern über ihren Rücken.
Sie weinte, und für ihn war es, als würde mit jeder Träne eine kleine, schillernde Welt zusammenbrechen.
Und noch eine…und wieder…er wusste nicht, was gerade in ihr vorging.
Aber er wusste, dass er sie liebte.
Und er wusste, dass es manchmal gar keiner Worte bedarf.
Manchmal ist es die echte Nähe, die heilt.
Das echte Zuhören, das echte anwesend sein.
Und das war er. Schon über 30 Jahre war er an ihrer Seite.
Hin und wieder dachte er, dass er sie kannte, also so wirklich. Wie eine Stadt, in der man jeden kleinsten Winkel kennt, weil man in ihr schon so oft spazieren oder unterwegs war.
Aber sie war keine dieser Städte, die man wirklich kennen konnte. Sie war eine wandelnde Überraschung auf zwei Beinen.
Als Kinder fuhren sie gemeinsam mit dem Bus zur Schule. Dann gingen sie in verschiedene Klassen und das war schon komisch, denn sie trennten sich nicht sehr gerne. So hofften sie oft, dass der Unterricht schneller vorbei ginge und sie einander wieder sehen konnten. Sobald die große Glocke läutete, rannten sie nach draußen und waren ziemlich erleichtert, dass sie einander wieder hatten.
Ein Leben ohne den anderen konnten sie sich nicht vorstellen. Keiner von ihnen.
Es war so viel passiert in all den Jahren, das schweißte natürlich auch zusammen.
Doch heute war wieder einer dieser Tage, wo er einfach nicht das passende Medikament hatte, so kam es ihm vor.
Diese Trauer in ihr, er konnte sie fast förmlich selbst in seinem Körper spüren.
Was war denn nur geschehen?
Sie schluchzte immer weiter und verbog sich in eine Embryohaltung hinein.
Es tat ihr so weh, so ganz tief innendrin.
„Engelchen, bist du sicher, dass ich nichts tun kann?“ fragte er.
„Du kannst meinen Körper nicht schöner machen! Sieh ihn dir doch an! Es wird nicht mehr lange dauern, dann sieht meine Haut aus wie eine blasse Wüstenlandschaft, noch nichtmal mit Kamelen drin! Jede Blume dort wird welken und das Wasser zieht freiwillig, mit einem freundlichen aber ängstlichen Gruss, schnell an ihr vorbei! Ich werde immer weniger! Ich werde immer kleiner!
Ich werde eine Königin, aber eine Königin der Falten und Runzeln!
Und das bedeutet, es ist nicht mehr lange hin, dass ich dich verlassen muss!
Wer weiß, wo ich dann lande? Auf einem anderen Planeten? Einer anderen Dimension? So gar nichts von allem und es hat einfach nur ein Ende?“ Weitere Tropfen kullerten ihr von den Wangen.
Sie hatte sich wieder aufgesetzt und er strich ihr sanft übers Gesicht.
Das also war es. Sie hatte Angst vor ihrem Alter, vor ihrer Reife, vor dem Prozess der Weisheit.
Dabei war sie wunderschön, er liebte jede einzelne Stelle ihres Körpers.
Mit Narbe, ohne Narbe, von der Sonne gefärbt oder blass.
Er küsste mitfühlend ihre Stirn und lud sie ein, den Kopf an seine Brust zu legen.
Sie seufzte tief.
„Es ist doch so, Engelchen“, sagte er, „dass wir uns immer wieder finden werden.
Hier oder dort, hüben oder drüben.
Du und ich, das ist wie Himmel und Erde, wie Mond und die Sterne, wie Tag und wie Nacht.
Unser Körper ist nur die Hülle von etwas, das viel größer ist!
Es ist wie die Sache bei einer großen Auktion von einem wertvollen Bild!
Dein Körper ist die Decke, mit der das Bild zuerst verhüllt wird. Die macht es spannend.
Aber darunter ist der wahre Schatz, den du in all den Jahren fleißig belebt hast.
Da ist deine Seele, die den Körper bewohnt. Ohne sie wäre der Körper ja gar nichts.
Sie ist für mich wie ein großer Stern, der schönste, den ich je gesehen habe.
Du berührst mich jeden Tag im Herzen, wie es sonst niemand vermag.
Nur du kannst mich so einzigartig trösten oder zum lachen bringen.
Du weißt, ich bin manchmal auch ein alter Griesgram, aber dein Licht macht meine Seele hell.
Unermüdlich reichen sie sich die Seelenhände, wenn es denn so etwas gibt.
Und glauben an sich und die Zukunft.
Denn sie finden sich, immer wieder, ganz egal was geschieht!
Auch wenn manchmal Jahre oder sogar Jahrzehnte zwischen unseren Begegnungen lagen.
Das hatten wir schon so oft und dafür haben wir uns entschieden.
Vielleicht kannst du dich ein klitzekleines bisschen daran erinnern?“
Sie atmete tief durch und der Strom an Tränen ließ nun endlich nach.
Sie fühlte sich so im Innersten erschüttert mit all ihren Gedanken an das Altern und die Möglichkeit vom Verlust eines geliebten Menschen.
Doch bei ihm wurde sie schnell wieder klar. Alles Drama dieser Welt war an seiner Seite so viel leichter.
Sie konnte ihre Dankbarkeit darüber kaum in Worte fassen.
„Ja, das weiß ich doch. Und es ist trotzdem so gut, das du mich daran erinnerst.
Du bist mein Seelenkeks.“
Sie lachte und er war hörbar erleichtert.
Kekse waren ihre Leidenschaft und dieser Mann war ein unfassbarer Lottogewinn.
Einer von der Sorte, wo man sich jeden Tag irgendwo hinkneifen musste, ob das auch tatsächlich alles echt sein konnte.
Manche Menschen wollten ihr dieser Verbindung auch nicht so recht gönnen und schon gar nicht daran glauben, dass das nicht gespielt ist, sondern von vorne bis hinten einfach nur Liebe. Aber die hatten auch keine Vorstellung von den anderen Leben, die sie bereits gemeinsam hinter sich hatten. Da waren ganz andere Turbulenzen dabei, da würde sich keiner von diesen Menschen darum streiten wollen.
Die hatten sie dieses Mal nicht ausgewählt, sie wollten es lieber mal etwas gemütlich. Und das war auch gut so.
Es wurde trotzdem jetzt Zeit, wieder die Wahrheit zu sehen und all das Gute, das sie auch heute wieder erleben durfte.
Sie blickte in den Himmel und segnete gedanklich auch diesen Tag, der ihre Seele wieder ein Stück reicher machte.
Sie segnete ihren Körper und all die Dienste, die er ihr bisher so treu leistete.
Und sie segnete sich selbst und natürlich ihren treuen und so loyalen Begleiter.
„Es gibt immer einen Grund, wieder aufzustehen.
Manchmal auch dann, wenn ich ihn noch gar nicht kenne.
Jeder Tag ist wie eine neue, weiße Fläche in dem schon bestehenden Bild.
Dann will ich heute was Schönes daraus machen und Farbe hinein bringen!“
dachte sie und griff nach seiner Menschhand.
Er spürte, sie war wieder bei sich.
Manchmal sind es ein paar Worte zur richtigen Zeit.
Manchmal ist es eine zarte Berührung, ein verständnisvoller Blick.
Manchmal ist es die starke Schulter, die gar nicht so viele Muskeln braucht, wie alle immer denken.
Manchmal ist es einfach nur die pure Liebe ohne alles.
„Und das ist ganz schön viel“, dachte er.
Und lies auch seine Sorgen von gerade eben wieder ziehen.
„Heute ist ein guter Tag, um glücklich zu sein!“ sagte er und zog sie von der Couch…
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~Rebekka Gutmayer~
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Der Junge, der wortlos Papier aß

Der Junge, der wortlos Papier aß

BRIEF ANS UNIVERSUM #4
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Liebes Universum,
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ich weiß nicht, ob du es noch weißt.
Es war im Kindergarten, er passte eine ganze Zeitlang ziemlich gut auf mich auf.
Er war da, wenn ich mich alleine fühlte.
Er war da, wenn ich keine Antworten hatte.
Er war aber vor allem da, wenn es einen Beschützer brauchte.
So einen von der Sorte, der sich hinter dich stellt und zu den anderen vor dir sagt:
„Jetzt ist es genug. Einfach weil ich das sage!“
Und den dann alle Kinder ganz erstaunt und mit großen Augen anstarren und eine ehrfürchtige Körperhaltung bekommen, so von 0 auf 100.
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Wobei sie selbst nicht genau wissen, was sie da so beeindruckt.
Denn er war nur einen Kopf größer als ich. Also auch kein Riese.
Aber er hatte eine Ausstrahlung, die sagte wo es lang ging.
Wenn er was sagte. Denn eigentlich war er keiner von der lauten Sorte, er war eher leise.
Er war wie die weiße Feder, die einem vor die Füße segelt, wenn man sich ein Zeichen von dir wünscht.
Denn dann tauchte er wie von Zauberhand neben mir auf.
Das war der Junge, der wortlos Papier aß.
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Ihm zuliebe, also irgendwie aus Solidarität hab ich mal ein kleines Stückchen probiert.
Ich hab´s bei einmal belassen.
Weil so toll schmeckte das nun eben nicht. Aber seine Gesellschaft, die war mir wertvoll.
Es war ein fast wortloses Band zwischen uns, und eine Art Liebe.
Ich weiß nicht, wo sie herkam und ich weiß auch nicht, wo sie eines Tages hinging.
Über seinen eigenartigen Geschmackssinn hab ich nie ein Wort verloren.
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Aber wenn er bei mir war, lachten mich seine Augen an und ich spürte eine sanfte Berührung, wie von den Flügeln eines Engels.
Obwohl jeder immer seinen eigenen Platz hatte.
Das, was dann in den seltenen Momenten über seine Lippen kam, war Balsam auf meine Seele.
So, wie wenn dich jemand unsichtbar in den Arm nimmt und dir sagt, dass du dich fallen lassen kannst.
Dass du keine Angst vor niemand haben musst, weil er da ist.
Und weil er mit strengem Blick in die Umgebung aufpasst, dass dir kein Unrecht geschieht.
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Wenn ich es damals schon so genau gewusst hätte, hätte ich gewollt, dass das nie aufhört.
Später lief der Hase aber in eine andere Richtung.
Einen großen Bruder hab ich mir so sehr herbeigesehnt, aber ihn hatte der Storch einfach vergessen.
Wenn ich mir eine starke Schulter gewünscht habe, gab es fast immer nur ein nasses Handtuch gereicht.
Also nichts, was mich nochmal so beeindruckt hätte.
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Ich war ziemlich oft alleine mit meinen Fragen an dich und meine kleine große Welt.
Irgendwann hab ich mich daran gewöhnt, dass da selten jemand war, an den ich mich wirklich anlehnen konnte.
Weil die meisten mit sich selbst zu tun hatten.
Oder meine Fragen zu groß und zu speziell waren.
Oder weil sie eine Gegenleistung erwarteten.
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Dann war da noch das Versprechen meines Papas, aber das hat ja auch nicht so wirklich geklappt.
Er wollte endlich Zeit für mich haben, wenn er wieder aus dem Operationssaal rauskommt.
Also, er kam schon raus, aber anders als gedacht.
Ich weiß gar nicht, ob ich wirklich sagen kann, wie das für mich war.
Da stand ich jedenfalls wieder alleine, und das Gefühl des Verlassenseins machte sich breit.
Jahrelang stand ich unter Schock und konnte es nicht glauben.
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Hat er sich wirklich aus dem Staub gemacht?
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Ja, das hatte er wohl. Seine Seele wird auch seine Gründe dafür gehabt haben.
Womöglich sogar mit meiner abgesprochen, das kennen wir ja schon.
Und trotzdem bin ich nunmal auch Mensch, der darüber ziemlich lange traurig war.
Sogar viel länger, als ich es selbst wusste, weil mein inneres Kind das ziemlich gut versteckt hatte.
Es hat damit meine Suche nach einer echten neuen Heimat sabotiert, kannst du das fassen?
Aber zum Glück hab ich das entdeckt. Weil ich geb ja nicht so schnell auf.
Seit Jahren übe ich mich an dieser Geschichte wie ein Zirkusartist das Jonglieren mit 12 Bällen.
Jetzt weiß ich endlich, wo ich bei sowas fündig werde…
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Und jetzt muss ich dir was wirklich Wichtiges sagen.
Der Junge mit dem Papier ist zurückgekommen!
Also nicht ganz, wobei sie tatsächlich den gleichen Vornamen haben.
Er tauchte einfach auf wie einer der großen Wale, die man auf einem Touristenboot sehnsüchtig mit dem Fernglas erwartet.
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Einer der großen Wale, die mächtig viel Wasser in die Luft schießen können.

Und die beeindrucken, einfach mit ihrem Sein, mit ihrer Magie um sich herum.

Und dabei sagt er mir zu einem bestimmten Thema, dass alles gut ist.
Dass ich mir keine Sorgen machen brauche.
Weil ER das an dieser Stelle, einfach mal so entscheidet.
Weil er das für richtig hält und einfach so macht.
Weil er das Gegenteil von einem nassen Handtuch ist.
Was hab ich geweint…
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Er hat mich Glück spüren lassen, dass mich so überwältigte, dass ich es kaum aushalten konnte.
Er hat mir eine Form von Liebe gezeigt, die so selten ist wie bei dir da draußen ein vierblättriges Kleeblatt in der Frühlingswiese.
Er hat mein Herz so berührt, dass es dafür gar keine Worte gibt.
Er spricht mit mir in einer Sprache, die ist von ganz woanders her.
Von einem Herzplaneten oder so.
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Und dann ist da mal wieder noch was.
Viel Zeit hatte ich ja nicht mit meinem Dad.
Aber er hat mir damals gezeigt, wo der große Wagen am Himmel steht.
Und natürlich auch der kleine.
Und jetzt erinnert mich mein neues Zuhause an diesen heiligen Moment.
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Danke, dass ich das nach so vielen Jahren wieder erleben darf!
Danke, dass mir ein Sternbild fast jede Nacht Mut macht, wenn ich aus dem Fenster sehe.
Danke, dass es so unfassbar besondere Menschen gibt, die Glückstränen zum Fließen bringen!
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ANTWORT DES UNIVERSUMS:
Liebe hat viele Gesichter!
Manchmal zeigt sie sich dadurch, dass dich ein Mensch verlässt.
Manchmal zeigt sie sich aus einer unerwarteten Richtung in einer schweren Stunde deines Lebens.
Liebe ist grenzenlos, egal auf welche Weise.
Liebe ist ein besonderes Elixier, dass du öfter finden kannst, wenn du gar nicht danach suchst.
Wahre Verbundenheit ist manchmal wie ein leiser Freund, der dir unauffällig folgt.
Der wartet, bis du alte, morsche Kabel ausgetauscht hast.
Und dann geht im richtigen Augenblick das Licht an!
So leuchtest du selbst als Stern ins Unendliche hinein.
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❤
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März 2021
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~Rebekka Gutmayer~
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Weil ein Kirschbaum keine Pampers braucht

Weil ein Kirschbaum keine Pampers braucht

Sie sah aus dem Küchenfenster und ließ ihren Gedanken freien Raum.
Sie musste lachen bei der Vorstellung, wie sie sich früher zum Horst gemacht hat, wenn sie etwas verstehen wollte.
Sie hing sich an die Lippen des geliebten Mannes, begutachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen und hätte, wenn es möglich gewesen wäre, seine Worte in einem Schmetterlingsnetz eingefangen.
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Mit der Beute wäre sie an ein Ufer gelaufen und hätte sie dort alle einzeln ausgebreitet, um zu versuchen, sie in einer verständlichen Reihenfolge wieder zusammenzusetzen.
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Dabei war es eigentlich nicht so schwer, ihn zu verstehen. Sie musste nur richtig zuhören. Aufhören, zu interpretieren.
Fühlen, was er sagt, auch wenn er nichts sagt. Ihn einfach nur sein lassen. Ihm Raum geben.
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Und doch, die Falle schnappte immer wieder zu, sie wollte mehr aus ihm herausholen, als er bereit war zu geben. Und sie schüttelte ihn immer wieder voller Verzweiflung, in der Hoffnung auf Antworten.

In der Hoffnung auf Liebesbeweise. In der Hoffnung auf Aufmerksamkeit.

Ihr Leben drehte sich nur um ihn, was er tut oder nicht tut, was er denkt oder nicht denkt, was er vorhat, wie es ihm geht, ob er auch genug atmet, schläft und isst, ob er auch wirklich nur an sie denkt.

Im Blick zurück sieht sie, wie sie ihre eigene Präsenz verlassen hatte und die meiste Energie in das „Liebes-Fernrohr“ steckte, immer ausgerichtet auf den Menschen, der so viel Sehnsucht auslöste.
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Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Nähe, nach Liebe – ihr inneres Kind klammerte sich an jede Nachricht von ihm und egal wie vollpfostig er sich verhielt, lieber so wie gar keine Zuwendung.
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Es gab aber den einen Tag, an dem das Maß voll war. Ihre Seele weinte, die unsichtbaren Tränen verwandelten sich in sichtbare und ihr wurde schlagartig ihre Abhängigkeit bewusst. Jeden seiner Schritte voraussagen zu wollen, jeden kleinen Liebesfunken erhaschen – nein, das musste ein Ende haben.
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Sie musste aussteigen aus der Bettleritis um Männeraufmerksamkeit, und auch dem von Frauen vielbejubelten Bus mit der Leuchtschrift „Zielstation Männer-Rettung“, musste sie aus dem Weg gehen. Am besten ließ sie die Luft aus den Reifen.
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Und schon sah sie in ihrer Vorstellung viel enttäuschte Frauengesichter, die doch voller Elan mit Schürze, Nudelholz und Handwerkskoffer losziehen wollten, um den Jungs wieder zu zeigen, wie das mit der Liebe wirklich geht.
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Doch es war genug. Sie warf die imaginäre Fahrkarte weg, und überhaupt alles, was sie noch weiter in Versuchung bringen könnte, sich wieder von sich selbst zu entfernen. Sie ließ sich nun endlich helfen, denn ihre Seele sehnte sich so sehr nach Veränderung.
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Und so beschloss sie, als ersten Schritt ein Zeichen zu setzen, das sie nie wieder übersehen konnte.
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Eine Botschaft an sich selbst zierte nun ihren linken Unterarm, in geschwungener Schrift und schwarzer Farbe war sie ihr täglich vor Augen – und flüsterte ihr sanft zu:
„Ich erinnere dich daran, dass du zu jeder Zeit liebenswert bist.
Daran, dass deine Daseins-Berechtigung nicht von einem anderen Menschen abhängt.
Daran, dass du es verdient hast, glücklich zu sein, es ist dein Geburtsrecht.
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Jetzt beginnt ein Abschnitt, in dem du nicht alleine sein wirst, aber sehr wohl sehr gut alleine sein kannst.
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Du bist wie ein Kirschbaum, der auch nach größtem Sturm und Hagel keinen Mangel kennt und all seine Energie in das Wachstum der neuen Knospen steckt.
Wie ein Kirschbaum, der seine Narben nicht fassungslos anstarrt, sondern seine Kräfte einfach an ihnen vorbeilenkt.
Ein Kirschbaum, der sich seine Lebendigkeit zurückholt, ohne lange zu überlegen.
Ein Kirschbaum, der seine Blüten fallen lässt, wenn es Zeit wird, den saftigen Kirschen Platz zu machen.
Ein Kirschbaum, der nie an seiner Schönheit oder der Schönheit der anderen Bäume zweifelt.
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Die Pampers, die du immer wieder aus Angst vor Enttäuschung anhattest, kannst du bald entsorgen.
Die Pampers der Männer sind nicht mehr deine Baustelle.
Alles ist göttlich, sogar die Pampers.
Obwohl Kirschbäume gar keine brauchen.
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NOTHING ELSE MATTERS.“

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Sie drehte sich lächelnd vom Küchenfenster weg und wandte sich ihrem neuen Leben zu…
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❤
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~Rebekka Gutmayer~

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Als die Seele den roten Faden verlor

Als die Seele den roten Faden verlor

Frisch vom Himmelszelt entlassen, segelte die Seele in das Menschenleben hinein.

Bei ihrer Ankunft auf der Erde atmete sie noch einmal tief durch und war ziemlich beruhigt, als sie das Knäuel mit rotem Garn in ihrer Seelenhosentasche fand. „Gott sei dank!“ dachte sie sich, „damit bin ich sicher und kann mich jederzeit erinnern, was ich hier denn so alles erleben will. Also für den Fall, dass ich es vergesse, man weiß ja nie.“

Die Jahre vergingen und die Seele freute sich zu Beginn auch noch so richtig über ihre Zeit mit ihrem Menschen. Anfangs konnte sie sich viel ausruhen und es gab gar nicht so viel zu berichten.

Doch dann ging es los, ein Seelenunwetter zog auf. Der Mensch hatte sich unglücklich verliebt und so sehr ihm die Seele auch aufmunternd zuflüsterte „es ist doch nur eine Erfahrung, hol dir den roten Faden aus ihr und dann gehen wir weiter!“, es brachte alles nichts.

Der Mensch war tief verletzt und verstand den Sinn einfach nicht.

Die Seele versuchte es immer wieder. Aber irgendwann war sie selbst so traurig, dass es um sie herum ganz dunkel wurde. Sie mochte kein Sonnenlicht mehr und ging lieber in düstere Nachtclubs, wo sie nicht erkannt wurde. Der Barkeeper wusste inzwischen schon Bescheid, sobald sie den Raum betrat. „Whisky on ice, wie immer?“ fragte er.

Die Seele gab nur ein Brummen von sich und verzog sich kurz darauf in eine der hintersten Ecken, das schummerige Licht kam ihr gerade recht. „Hier ist es so dunkel, wie ich mich fühle“, dachte sie. „Dieser Schmerz ist kaum erträglich und auch der Whisky kann ihn nur mühsam betäuben. Ich verstehe die Welt nicht mehr, was soll ich denn hier?“

Nachdem ein Kellner mehrmals wortlos nachgeschenkt hatte und einige Stunden vergangen waren, fasste sie sich zum bezahlen in die Seelenhosentasche und zog dabei das rote Knäuel hervor. „An irgendetwas soll es mich erinnern. Weiß der Geier, ich komme einfach nicht darauf.“

Sie hielt es dem Barkeeper kurz vor verlassen der Bar vor die Nase: „Hast du eine Idee, für was das gut sein soll?“ und blies den letzten Zug ihres Zigarillos an ihm vorbei. Dieser überlegte einen Augenblick, sah sich aber überfordert und schüttelte dann vehement den Kopf, um sich direkt wieder dem Polieren seiner Gläser zu widmen.

„Heute ist sie wieder schräg drauf“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart.

Die Seele ging hinaus in die Nacht, es leuchteten sogar ein paar Sterne am Himmel. Aber die Seele konnte sie nicht sehen. Sie sah überhaupt gar nichts mehr. Wenn es nicht ein paar aufmerksame Passanten gegeben hätte, wäre sie schon gleich auf den ersten Metern über einen Bordstein gefallen.

„So kann das nicht weitergehen. Ich bin so unendlich traurig, mein Herz ist so schwer. Es zieht mich hin zu dieser Seelenliebe und doch darf ich nicht bei ihr sein. Das gibt doch keinen Sinn, wer hat sich sowas ausgedacht? Und dieses rote Ding hier, lächerlich. Warum trage ich es überhaupt noch mit mir herum?“

Die Seele wurde wütend und warf das rote Garn in die nächstbeste Ecke. „Jetzt bin ich wenigstens dieses wertlose Teil los“, dachte sie und versuchte, einigermaßen gerade zu gehen.

„Die Dunkelheit kann dir zeigen, wie groß dein Licht tatsächlich ist!“ tönte plötzlich eine unbekannte Stimme aus dem Nichts. Die Seele erschrak. „Wer bist du?“ fragte sie unsicher und drehte sich in alle Richtungen um, doch sie war alleine auf der Straße.

„Du kannst dich in der Dunkelheit verlieren. Du kannst dich in ihr aber auch wiederfinden.“ bekam die Seele nun zu hören.

„Der Schmerz vergeht. Aber du musst ihn irgendwann loslassen. Du warst bereit, tief zu fallen um der anderen Seele einen großen Gefallen zu tun! Es war deine eigene Wahl. Du wolltest dich klein und mickrig und verloren fühlen.

Aber schon im zweiten Atemzug sprachst du davon, dass du dieses Leid auch erfahren möchtest, um dich auf eine besondere Begegnung vorzubereiten.

Eine Begegnung, die dich und die Welt verändern wird. Eine Begegnung, die dich daran erinnert, dass du ganz und groß und vollkommen und heil und reine Liebe bist. Und weil du nun weißt, was du nicht mehr möchtest, kannst du sie ganz leicht erkennen.“

„Wer zur Hölle bist du?“ fragte die Seele jetzt etwas lauter. Sie war ganz aufgeregt und von dem vielen Whisky war ihr auch noch ziemlich schwindelig.

„Ich bin dein Schutzengel!“ sprach es in die Nacht hinein. „Und hier ist wieder dein roter Faden.“ Das Knäuel, das kurz zuvor sehr unsanft beiseite geworfen wurde, lag nun wieder vor der Seele, fein säuberlich aufgereiht und wie von Zauberhand dorthin bewegt.

„Was soll ich damit, beim besten Willen, ich habe keine Ahnung?“ sagte die Seele.

Ich bin dein Plan B. Ich tauche immer dann auf, wenn du nicht mehr weißt, was du auf der Erde erleben wolltest. Deswegen bringe ich dir Plan A zurück. Dieser rote Faden zeigt dir durch intensive starke Gefühle, dass du entweder in einer Sackgasse stehst, aus der du schleunigst heraus solltest, wenn es zu lange anhält.

Oder dass du auf dem absolut richtigen Weg bist und es angezeigt ist, der Freude und den Glücksgefühlen zu folgen.“ sagte der Schutzengel.

„Aha.“ sagte die Seele. „Und was mache ich jetzt? Wir könnten zusammen um die Häuser ziehen?“

Der Schutzengel der Seele lachte. „Ich bin im Dienst, vielleicht ist es dir schon aufgefallen. Aber du, du könntest beginnen deine Augen zu öffnen. Für die Schönheit des Lebens, für deine Einzigartigkeit. Und für die Liebe, der du begegnen wolltest. Oder hast du eine bessere Idee?“

„Nein. Du hast recht und ich lasse die dunkle Nacht der Seele jetzt hinter mir“, sagte die Seele und schüttelte sich, um wieder klar denken zu können. „Ohne dich wäre es ausweglos gewesen.

Und jetzt passe ich besser auf den roten Faden des Lebens auf. Danke, dass du mich gefunden hast!“ sprach sie und hoffte auf ein kleines Zeichen ihres Schutzengels. So gerne würde sie ihn sehen!

„Ich bin immer bei dir. Doch ich muss dich deine Erfahrungen machen lassen, ich kann nicht eingreifen, nur weil mir danach ist. Aber ich habe drei Joker bekommen, die darf ich einsetzen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt.

Zwei habe ich noch und deswegen möchte ich dich bitten, jetzt etwas sorgsamer mit deinem Leben und seinen Umständen zu sein, auch wenn es neben mir hin und wieder weitere Seelen gibt, die dir ihre Hand reichen werden.

Die Chancen ergreifen musst du allerdings schon selbst!“.

Und was deinen Wunsch betrifft“, sagte der Schutzengel, „sie ist für dich!“

Instinktiv hob die Seele ihren Kopf und sah eine Sternschnuppe ganz dicht an sich vorbeiziehen.

Jetzt war ihr klar, dass sie nie verloren und immer in guten Händen war. Auch wenn es zu manchen Zeiten so gar nicht den Eindruck machte.

„Ich werde meine Liebe finden und ich werde die Welt verändern“ sprach sie ganz bedächtig und schickte diese Wahrheit mit der Sternschnuppe zusammen ins große, weite Universum. Dabei fasste sie sich nochmals zur Sicherheit an ihre Seelenhosentasche.

Es wurde so hell um die Seele, dass der dazugehörige Mensch am Morgen darauf die Augen öffnete und spürte, dass dieser Tag ein ganz anderer werden würde…

~Rebekka Gutmayer~

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Seelina Teil 1

Seelina Teil 1

WENN SEELENPARTNER IHRE REISE PLANEN

Schön ruhig war es in der blauen, kuscheligen Sofaecke im Seelenhimmel, darüber war Seelina ganz schön froh. Ausruhen konnte sie sich, manchmal führte sie ein gutes Gespräch, manchmal auch ein ganz wichtiges. Und dann gab es wieder Zeiten, da sagte sie nichts, verweilte einfach nur in ihrem Sein. Oder sie überdachte, was sie bisher schon so alles erlebt hatte und was sie davon noch ergänzen möchte.

Manchmal stand sie auf und betrachtete aus dem Fenster des Erholungszimmers die Seelen, die gerade auf dem Weg zu ihrem neuesten Abenteuer waren. Ein bisschen Bewunderung kam schon auf und es juckte ja auch ein bisschen, sich ihnen wieder anzuschließen. Jeden Tag wurde es ein bisschen mehr und schließlich beschloss sie, dass es nun Zeit wurde für weitere Experimente auf dem doch irgendwie speziellen Erdenplaneten.

So packte sie ihr Erinnerungs- und Weisheitsköfferchen und betrat kurz darauf ganz aufgeregt den Seelenbesprechungs-Raum. Als hätte sie es nicht schon geahnt, dort wartete ihre Seelenfamilie schon auf sie, die den Raum Kraft ihrer Gedanken in eine Bar verwandelt hatten, und die erste Runde Himmelsschnaps war auch bereits bestellt! „Es ist doch jedes Mal das Gleiche“, sagte sie und schüttelte mit dem Kopf.

„Aber dieses Mal bleibe ich nüchtern, solange die Aufgaben verteilt werden“, dachte sich Seelina. „Jetzt passe ich gut auf, dass ich es nicht nochmal so übertreibe wie beim letzten Mal. Und wehe, sie wollen mich wieder überreden, ich bin gut gerüstet, auch mal Nein zu sagen!“

Schon wurde der Himmelsschnaps gereicht und alle Seelenfamilienmitglieder hoben die Gläser: „Auf eine erfolgreiche nächste Runde! Mögen wir die besten Erfahrungen machen, bei anderen einen guten Eindruck hinterlassen, Neues erfolgreich lernen und richtig viel Spaß haben!“

Doch es sollten noch weitere Seelen erscheinen. Die Tür ging auf und eine zweite Familie trat vollzählig ein.

Seelina waren nicht alle Mitglieder auf Anhieb bekannt, aber eines berührte sofort ihr Seelenherz.

Mein treuester Gefährte, mein bester Meister, mein dankbarster Schüler, mein Goldstück“ dachte sie, während die Liebe zu Julius direkt und unmittelbar den Raum füllte.

Sofort wusste er, dass Seelina bereits anwesend war und es genügte eine leichte Drehung nach rechts, um ihr den seit Längerem ersten vertrauten und innigen Blick zuzuwerfen, den sie aufgeregt erwiderte.

Auf dem Bartisch lagen mehrere dicke Stapel kleiner Kärtchen verteilt. Auf ihnen stand zum Beispiel sowas wie „Dreiecksbeziehung wiederholen“, „Vertrauen wiederfinden“, „Ein paar Jahre mit sich alleine sein“, „An Angst vor Nähe erinnern“, „Verlustangst heilen“, „Zur eigenen Größe stehen“, „Durch großen Schmerz zur größten Freiheit kommen“, „Weisheit an das Kollektiv vermitteln“, „Kinder von klein auf ermutigen“, „Echte Heimat finden“, „Vergeben lernen“, „Abhängigkeit auflösen“, „Durch Kunst Herzen berühren“, „Mißstände aufdecken“, „Selbstbewusstsein verlieren und wieder entdecken“ oder „grenzenlose Liebe erfahren“.

Natürlich gab es noch viele mehr, aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Jetzt klingt das ja auf den ersten Blick ganz einfach, also zumindest für alle Geübten. Aber auf den zweiten Blick war es schon komplexer. Denn es wurden nicht nur die Aufgaben verteilt und manche bekamen gleich mehr als die Mindestanzahl davon, weil sie so eifrig ihre Hand hoben. Sondern es wurde auch vereinbart, wer da genau mit wem und wann in Kontakt kam, um so eine Aufgabe auch wieder in Erinnerung zu bringen!

Denn auf der Erde war das mit dem Gedächnis so eine Sache. Ziemlich oft ging das Wissen über diese Seelenbar-Absprachen gleich schon zu Lebensanfang wieder flöten. Manchmal weil der Schreck so groß war über den zurückhaltenden Erstempfang in der auserwählten Familie, manchmal weil die Seele das so wollte, um besonders stark zu wirken. Denn im Seelenhimmel sagt sich vieles ganz schön leicht, so ohne die ganzen Umstände die ein Menschenkind erfährt.

Außerdem wurde auch darauf geachtet, dass sich die noch recht jungen Seelen nicht total übermütig Karten aus dem Stapel für die reifen Seelen nahmen. Das gelang aber nicht immer, die ein oder andere von ihnen war schon ziemlich gewitzt für ihr Seelenalter und manche wollten einfach nicht auf den Rat der erfahrenen Seelen hören, weil sie das für Unfug hielten.

Seelina kam nun endlich an die Reihe und es strahlten ihr aufgeregte und begeisterte wie euphorische Gesichter entgegen, also die meisten jedenfalls.

„Kein Wunder“, dachte sie. „Haben sie ja auch fast alle kräftig beim HImmelsschnaps zugegriffen. Der ist aber auch so lecker, mit diesem unglaublich feinen Himbeeraroma!“ philosophierte sie leise vor sich hin.

„Seelina, du bist dran!“, rief ihr ihr bester Seelenfreund Julius aus der Mitte seiner Familie heraus zu.

„Gut, aber heute nehme ich wirklich nur 3“, antwortete sie und sah ihn liebevoll an.

Man muss dazu sagen, dass es zwei Arten gab, die aktuellsten Aufgaben für die Zeit im Menschenkörper zu ermitteln. Man konnte ganz gezielt hinsehen und nach dem ersten Wohlgefühl zugreifen oder man ließ den zum Seelenalter passenden Stapel an Karten umgedreht und zog so mehr oder weniger ins Blaue hinein seine Herausforderungen.

Wobei die wichtigsten Seelenspielgefährten schon auch dafür sorgten, dass sich die Karten dabei auch an der richtigen Stelle befanden. Wie genau sie darauf Einfluss nehmen konnten, das war Seelina noch nicht ganz klar, obwohl sie diese Abläufe schon so oft beobachtet hatte.

Sie entschied sich dann doch ganz spontan dafür, zu den etwas Mutigeren zu gehören und zog aus dem umgedrehten Stapel wie gewünscht nur 3 Karten heraus. „Und?“ fragte Julius ganz aufgeregt.

„Echt jetzt?“ murmelte Seelina in sich hinein, „Eigentlich war das ja klar“.

Sie räusperte sich, um nicht allzu enttäuscht zu wirken und sagte dann mit möglichst klarer Stimme: „Also, herzlichen Glückwunsch Julius, ich habe die große Begeisterung dir zu verkünden (sie verkniff es sich, mit den Augen zu rollen), dass du mich zum 283ten Mal an meine große Angst, dich zu verlieren, erinnern darfst.

Ich habe aber auch die große Hoffnung, dass es dann wirklich mal gut ist. Und dass ich dieses Mal schnell entdecke, dass wir in unserer letzten Inkarnation schon wieder diesen Schwur von uns gegeben haben, nie wieder alleine bleiben zu wollen!“ Was auf den beiden anderen Karten stand, verriet sie ihm nicht sofort.

Julius nickte und seufzte. „Ja, das war vielleicht nicht unsere beste Idee. Also lösen wir ihn schnellstmöglich wieder auf, damit uns die Seelenglocke der Erinnerung nicht mehr so lange im Ohr klingelt. Die ist ganz schön nervig, löst sie doch den alten Schmerz der Trennung so konsequent wieder aus. Und dann werden wir mißtrauisch oder kleben energieraubend aneinander. Oder noch schlimmer, einer von uns klammert wegen dieser Urangst an einem ganz Fremden und kann deswegen den anderen nicht wirklich in sein Leben lassen!

Das sollten wir dieses Mal wirklich vermeiden!“ sagte er.

„Ich bitte dich darum. Lass es uns jetzt in die Hand versprechen, dass wir uns dort unten in die Augen sehen und sofort wissen werden, wer wir sind. Und das wir uns die größte Mühe geben, jeder von uns – hörst du! – jeder, den alten Schmerz zu verwandeln und in Heilung zu bringen.

Weil ich dich so sehr liebe, gebe ich dir nun mein Einverständnis für unsere erneute, gemeinsame Erdenreise. Auch wenn du noch 2,5 Jahre hier bleibst und deinem ausgewählten Ehrenamt nachgehst, während ich vorauseile.

Wir sind schließlich gut gerüstet mit unseren Seelenpartner-Landkarten!“ sagte Seelina.

Julius war unglaublich aufgeregt, wollte er nicht zum Thema machen, dass es davon ja keine Kopien gab. Wer diese Landkarte irgendwo unterwegs verlor, hatte nun echt nicht gerade den Sechser im Himmelslotto gewonnen. Denn es gab von so ziemlich allen Himmelsdokumenten Sicherheitskopien, aber von einem der wichtigsten gab es keine. Bisher kam wohl auch noch niemand auf die Idee, das zu ändern.

Er küsste sie ganz zärtlich auf die Stirn, nahm ihre Hand und brachte sie in den nächsten Raum, den letzten, bevor das Abenteuer Erde wieder seinen Lauf nahm.

In vorwiegend ausgelassener Aufbruchsstimmung bekamen nun die Seelenfamilien ihre Seelenausweise mit neuem Gültigkeitsdatum übergeben – bis auf die, die sich noch ein bisschen Zeit lassen wollten oder erst später ihren Erdeneinsatz hatten.

Ein unglaublich schöner, weißer Engel verteilte sie an jeden Reisenden persönlich und versuchte, sich dabei mit dem Schmunzeln zurückzuhalten. Wusste er doch genau, wie das am Ende wieder „dort unten“ ablief.

Er hatte sich inzwischen entschieden, lieber hier im göttlichen Himmelsfeld zu Diensten zu sein und Trost oder Aufmunterung an die Neuankömmlinge zu spenden, wann immer sie gebraucht wurden…

Fortsetzung folgt (vielleicht)

~Rebekka Gutmayer~

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