Liebes Universum,

ich muss jetzt nochmal was zum Engel-Mann loswerden.
Wenn zwei sich liebende Menschen beschliessen, einen gemeinsamen Raum zu erschaffen, ist das ja erstmal eine tolle Sache.
Könnte man doch eigentlich „Love-Room“ nennen.
Man hält sich gegenseitig den Spiegel vor die Nase und kann zügig erkennen, wann dieser anläuft oder dringend mal wieder geputzt werden sollte.
Spannend wird es aber, wenn einer von beiden beginnt, sein Veto-Recht einzusetzen.
Und mehr oder weniger laut ruft: „Stop, hier ist meine Grenze.
Mehr Entwicklung brauche oder will ich gerade nicht.
Ich bleibe genau HIER stehen.“

Er, der wohl jetzt bei dir als Engel aktiv ist, hat mir bestens demonstriert, wie sowas geht. (siehe mein Brief #2 an dich)
Und ich will ehrlich mit dir sein, das macht keine gute Laune. Ich will dir erzählen, wie das ist.
Das ist, als ob man gemeinsam in eine Achterbahn steigt.
Man spürt die Aufregung im Magen, der Puls hämmert und sobald sie sich in Bewegung setzt, geht man davon aus, auch unten wieder anzukommen.
Also man hofft es zumindest sehr.
Ja, man denkt auch schonmal dran, ob auch die ganzen Schrauben wirklich dort sitzen, wo sie hingehören, aber sowas wischt man schnell weg.

Denn die Leute, die so eine Bahn zur Verfügung stellen, wissen ja schließlich im Allgemeinen, was sie tun.
So hält man sich also an den Händen und lächelt sich an, obwohl man total aufgeregt ist.
Aber es ist eine gute Aufregung, die Seele spürt, da tut sich was!
Dann geht es bergauf, es werden Unsicherheiten überwunden und man will mehr von dem anderen erfahren.
Immer weiter hoch, an Ängsten vorbei, auch an solchen, von denen man bis eben selbst noch nichts wusste.
Und dann kommt er, dieser ganz bestimmte, spannungsgeladene Moment.

Ganz oben auf der Spitze hält die Bahn nämlich nochmal kurz an und es reicht gerade noch für einmal tief Luft holen.
Beide sehen links und rechts runter und ihnen wird schwindelig.
Aber egal, der Himmel wird´s schon richten (also du!), wir schaffen das!
Und dann beginnt die Fahrt so richtig.

Das mag ich eigentlich total gerne, hier kann man das Leben so volle Kanne spüren.
Mit ordentlich Schwung bewegt sich das Gefährt Richtung Erde und es könnte so schön sein, bis…
…einer von beiden mittendrin schreit „Ich steige aus!
Ich will nicht da unten ankommen!
Mir reicht der Ausblick von hier schon völlig!
Fahr ruhig alleine weiter!“
Und die Bahn hält quietschend mittendrin an, dass die Bremsen rauchen.
Gebrauchsanweisungen für solche Fälle hast du ja nicht gerade an jedem Baum hängen!

Damals hab ich ziemlich verdutzt gekuckt, kannst du dich erinnern?
Ich hab ja nicht geschrien, aber er.
Und weil ich nicht wusste, was zu tun war, hab ich es erstmal dem Specht nachgemacht.
Ich bin so oft mit meiner Fragerei gegen seine Wand gelaufen, wie der Specht ins Holz hämmert, um eine Höhle zu zimmern.

DU kennst ja alle Antworten.

Aber als Mensch möchte man gerne verstehen, was das zu bedeuten hat.
Man bekommt eine Einladung, dann ein Ticket, man überlegt gar nicht lange und steigt ein.
Schließlich hattest du ja noch den ganzen Weg mit himmlischen Zeichen gepflastert.
Dann wird der Sicherheitsbügel umgelegt, velleicht gibt´s auch noch rote Rosen in die Hand gedrückt.
Gefühle hoch und runter, man macht das alles irgendwie mit, schließlich geht es ja um Liebe.
Und dann schwups, aus die Maus.
Stillstand. Schweigen. Fahrt beendet.
Egal, wie gut man den anderen spüren kann.
Egal, wie tief und alt die Verbindung ist.
Alles egal. Käse gegessen. Seelenvertrautheit in den Gulli gekippt.
Verweigerung sämtlicher Möglichkeiten auf der anderen Seite.

Nix mehr mit Händchen halten und Frischwind um die Nase.

Das akzeptiert man doch erstmal nicht einfach so?
Außer man hat ein Herz aus Stahl, aber ich glaube, das ist wohl eher selten.
Es ist dieses Gefühl, doch gerade erst die Garantie für den Jackpot bekommen zu haben.
Als ob man am Schießbudenstand den Hauptgewinn erreichen könnte, diesen riesigen rosa Bären.

– Zwischennote: Bitte nimm das jetzt nicht wörtlich.
Ich weiß, wie schnell du manchmal liefern kannst.
Ich bin absolut nicht an einem großen rosa Plüschtier interessiert! –

Und dann müht man sich ab, doch irgendwie diese Dosen zu treffen.
Versucht es von oben, von unten, tanzt im Baströckchen eine Runde Samba, nochmal ein Wurf von der Seite, aber es geht einfach nicht.
Es ist kein vorwärtskommen in Sicht.
Aber soll ich dir was sagen?
Irgendwann hat man die *beeep* voll. Irgendwann ist es genug geworfen und geklopft und gehämmert.
Und geweint. Dein Meeresspiegel ist damals bestimmt durch meine Tränen gewaltig angestiegen.
Dann nimmt man all sein Handwerkszeug weg, wirft den rosa Bären um, zeigt der ganzen Sache gepflegt einen bestimmten Finger und geht.
Läuft an der Achterbahn vorbei und lässt ihn da, wo er es haben wollte, sitzen.
So ähnlich hab ich das auch gemacht. Irgendwann war Ende Gelände.
Die Ladung an Geduldspatronen war mir ausgegangen.
Und das war gut so. Weil ich mich bis dahin total verausgabt hatte.

Und das, liebes Universum, obwohl ich durchaus sehr genau hingesehen habe, wo mein Helfersyndrom aktiv ist und wo es um einen echten Seelendienst geht. Denn dieses Mal wollte ich alles richtig machen.
Aber er hat mich immer wieder gekriegt mit meiner Begeisterung zu dem Land, in dem er wohnte.
Fast bin ich in den Telefonhörer gekrochen, um mich mit meiner Seelenheimat verbunden fühlen zu können.
Das kann man eigentlich gar niemandem erzählen.

Mein inneres Kind war auch noch ganz entzückt davon, dass man in seinem Land so viel fluchen darf.
Ich glaube, manchmal habe ich auch zwei Sachen verwechselt.
Die Seelenverbindung war das eine, die tiefe Liebe zu seiner Heimat das andere.
Ich habe mir also Sorgen um einen erwachsenen Mann gemacht, der gut für sich selbst sorgen konnte.
Um einen Menschen, der ein Recht zu wählen hat, genau wie ich.
Und nur, weil er gestern A sagte, muss er morgen nicht B sagen.

Doch jetzt stell dir mal vor, wir Menschen sind so wild auf den vermeintlichen Hauptgewinn und kriegen all deine Zusatzinfos gar nicht mit?
In Wahrheit ist der Plüschbär vielleicht voller Milben und es hätte uns dann wochenlang oder noch länger gejuckt und gewundert, wo das herkommt.
Warum haben wir eine erstaunliche Fixierung auf das, was wir verlieren können?
Dabei gibt es doch immer was zu gewinnen, in meinem Fall war das wahrscheinlich mein Leben.
Denn so wie Herr Heiratsantragsmeister drauf war, wäre das Tempo in vielerlei Hinsicht zu schnell gewesen.
Und außerdem hast du mir durch ihn gezeigt, was Narzissmus wirklich bedeutet.
Davon hatte ich ja wirklich keine Ahnung.

Ich verbuche es jetzt voller Dankbarkeit unter Gnade, dass er die Bahn angehalten hat.

Und gut, dass ich die Zeit seines Schweigens genutzt habe, um zu verhindern, dass er mich nochmal zur Achterbahn einlädt.
So wie jemand, der nur mal eben Zigaretten holen gehen wollte.
Das war meine größte Rettung. Auch wenn es lange mein größter Schmerz war.

Danke, dass du gut auf mich aufpasst, auch wenn ich deine Hinweise schonmal übersehen habe.
Danke, dass du immer wieder einen Aufruf machst, wenn sich jemand aus deinem Team verlaufen hat.
Danke, dass du mich lehrst, das Kämpfen sein zu lassen.
Ich bin ja schließlich kein Ritter mehr.

ANTWORT DES UNIVERSUMS:

„Es ist alles in Ordnung.
Und es hat alles seine Ordnung.
Es gibt kein Versagen.
In der größten Stagnation findest du die größten Chancen.
Auch in Sackgassen halte ich mein Gold bereit.
Was auch immer Gold für dich persönlich bedeutet.
Ich stelle nicht nur eine Chance zur Verfügung, sondern viele.
Manche sind von anderen Menschen und ihrer Wahl abhängig.
So kommen sie entweder zur Verwirklichung oder werden in eine nächstbessere Wahl verwandelt.
Dir stehen immer alle Türen offen.
Hindernisse sind oft Hauptgewinne.
Das Leben ist keine beschriftete Tupperdose.
Es ist viel besser!“

1-11-2020

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