SchrunzelDiSchlottel war ein schwarzes Schaf.

Es lispelte, kaum hörbar, aber das war ihm sehr unangenehm.

So lief es den ganzen Tag mehr oder weniger schweigend durch die Gegend, um nicht aufzufallen.

Das war keine einfache Angelegenheit, denn es gab genügend Gelegenheiten, wo es etwas gefragt wurde. „Hey, SchrunzelDiSchlottel, wie geht’s denn so?“ blöckten die anderen, vor allem weißen Schafe, denn sie waren ziemlich wild darauf, das schwarze Schaf lispeln zu hören.

Sie kicherten schon in vorfreudiger Erwartung vor sich hin, ob SDS nicht doch mal wieder ein paar Zischlaute zu entlocken waren.

So kam es, daß SchrunzelDiSchlottel sich immer mehr zurückzog, denn es wollte einfach nicht auffallen, um keinen Preis in der Welt.

Es war doch schon genug, daß es so ingesamt ein Außenseiter war, reichte das nicht?

Seufzend mümmelte es an einem frischen Grashalm. „Das Leben war irgendwie nicht so, wie es sein sollte“, dachte es.

„Sie sprechen mit mir, wenn sie Belustigung suchen. Das soll alles sein?“

SchrunzelDiSchlottel sehnte sich nach einem Freund. Ach, das wäre spektakulär schön!

Einfach ein liebes Wesen, mit dem man quer über die Felder hopsen und hüpfen, gemeinsam an den Blättern und Halmen knabbern, den feinen Wind um die Nase ziehen lassen, und überhaupt einfach etwas Echtes an seiner Seite. Das ging jetzt schon ziemlich lange so mit dem allein sein und dem irgendwie nicht wissen, wohin mit sich.

SDS lief weiter und versuchte sich selbst aufzumuntern. „Heute ist ganz bestimmt ein sehr, sehr guter Tag!“ flüsterte es sich selbst zu.

„Das kannst du laut sagen!“ hörte es überrascht eine fremde Schafstimme hinter sich. SchrunzelDiSchlottel drehte sich verwundert um und traute den eigenen Augen kaum. Kann das wahr sein?

Es stand ein schwarzes anderes Schaf vor ihm. Nagelneu sozusagen. Gänzlich unbekannt, also zumindest bisher.

„Wer bist du?“ fragte SDS ungläubig, man konnte schon sehen, daß es Schafshaut bekam, also sowas wie bei den Gänsen, nur eben für Schafe.

„Ich bin dein erfüllter Wunsch“, sagte das neue Schaf und kaute lässig an seinem Strohhalm herum, daß es wie ein Cowboy im Maul hielt. „Sag an, was ist hier so los, was geht ab, was gibt’s zu erleben?“

SchrunzelDiSchlottel bekam Wasser in die Augen. Eine Träne war nicht mehr zurückzuhalten und kullerte die Schafswange hinab.

„Gib mir einen Moment, bitte. Und dann stupse mich mal, ob das alles auch wirklich wahr ist, oder nur wieder so ein witziger Traum aus dem Spaßarchiv des Universums.“

„Gut, ich warte“, sagte das zweite schwarze Schaf und ließ seinen Blick schweifen über die außergewöhnlich schöne Gegend. „Na hier ließe sich doch was draus machen“, dachte es und atmete tief durch.

~Rebekka Gutmayer~

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