Weil ein Kirschbaum keine Pampers braucht

Weil ein Kirschbaum keine Pampers braucht

Sie sah aus dem Küchenfenster und ließ ihren Gedanken freien Raum.
Sie musste lachen bei der Vorstellung, wie sie sich früher zum Horst gemacht hat, wenn sie etwas verstehen wollte.
Sie hing sich an die Lippen des geliebten Mannes, begutachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen und hätte, wenn es möglich gewesen wäre, seine Worte in einem Schmetterlingsnetz eingefangen.
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Mit der Beute wäre sie an ein Ufer gelaufen und hätte sie dort alle einzeln ausgebreitet, um zu versuchen, sie in einer verständlichen Reihenfolge wieder zusammenzusetzen.
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Dabei war es eigentlich nicht so schwer, ihn zu verstehen. Sie musste nur richtig zuhören. Aufhören, zu interpretieren.
Fühlen, was er sagt, auch wenn er nichts sagt. Ihn einfach nur sein lassen. Ihm Raum geben.
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Und doch, die Falle schnappte immer wieder zu, sie wollte mehr aus ihm herausholen, als er bereit war zu geben. Und sie schüttelte ihn immer wieder voller Verzweiflung, in der Hoffnung auf Antworten.

In der Hoffnung auf Liebesbeweise. In der Hoffnung auf Aufmerksamkeit.

Ihr Leben drehte sich nur um ihn, was er tut oder nicht tut, was er denkt oder nicht denkt, was er vorhat, wie es ihm geht, ob er auch genug atmet, schläft und isst, ob er auch wirklich nur an sie denkt.

Im Blick zurück sieht sie, wie sie ihre eigene Präsenz verlassen hatte und die meiste Energie in das „Liebes-Fernrohr“ steckte, immer ausgerichtet auf den Menschen, der so viel Sehnsucht auslöste.
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Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Nähe, nach Liebe – ihr inneres Kind klammerte sich an jede Nachricht von ihm und egal wie vollpfostig er sich verhielt, lieber so wie gar keine Zuwendung.
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Es gab aber den einen Tag, an dem das Maß voll war. Ihre Seele weinte, die unsichtbaren Tränen verwandelten sich in sichtbare und ihr wurde schlagartig ihre Abhängigkeit bewusst. Jeden seiner Schritte voraussagen zu wollen, jeden kleinen Liebesfunken erhaschen – nein, das musste ein Ende haben.
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Sie musste aussteigen aus der Bettleritis um Männeraufmerksamkeit, und auch dem von Frauen vielbejubelten Bus mit der Leuchtschrift „Zielstation Männer-Rettung“, musste sie aus dem Weg gehen. Am besten ließ sie die Luft aus den Reifen.
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Und schon sah sie in ihrer Vorstellung viel enttäuschte Frauengesichter, die doch voller Elan mit Schürze, Nudelholz und Handwerkskoffer losziehen wollten, um den Jungs wieder zu zeigen, wie das mit der Liebe wirklich geht.
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Doch es war genug. Sie warf die imaginäre Fahrkarte weg, und überhaupt alles, was sie noch weiter in Versuchung bringen könnte, sich wieder von sich selbst zu entfernen. Sie ließ sich nun endlich helfen, denn ihre Seele sehnte sich so sehr nach Veränderung.
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Und so beschloss sie, als ersten Schritt ein Zeichen zu setzen, das sie nie wieder übersehen konnte.
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Eine Botschaft an sich selbst zierte nun ihren linken Unterarm, in geschwungener Schrift und schwarzer Farbe war sie ihr täglich vor Augen – und flüsterte ihr sanft zu:
„Ich erinnere dich daran, dass du zu jeder Zeit liebenswert bist.
Daran, dass deine Daseins-Berechtigung nicht von einem anderen Menschen abhängt.
Daran, dass du es verdient hast, glücklich zu sein, es ist dein Geburtsrecht.
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Jetzt beginnt ein Abschnitt, in dem du nicht alleine sein wirst, aber sehr wohl sehr gut alleine sein kannst.
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Du bist wie ein Kirschbaum, der auch nach größtem Sturm und Hagel keinen Mangel kennt und all seine Energie in das Wachstum der neuen Knospen steckt.
Wie ein Kirschbaum, der seine Narben nicht fassungslos anstarrt, sondern seine Kräfte einfach an ihnen vorbeilenkt.
Ein Kirschbaum, der sich seine Lebendigkeit zurückholt, ohne lange zu überlegen.
Ein Kirschbaum, der seine Blüten fallen lässt, wenn es Zeit wird, den saftigen Kirschen Platz zu machen.
Ein Kirschbaum, der nie an seiner Schönheit oder der Schönheit der anderen Bäume zweifelt.
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Die Pampers, die du immer wieder aus Angst vor Enttäuschung anhattest, kannst du bald entsorgen.
Die Pampers der Männer sind nicht mehr deine Baustelle.
Alles ist göttlich, sogar die Pampers.
Obwohl Kirschbäume gar keine brauchen.
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NOTHING ELSE MATTERS.“

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Sie drehte sich lächelnd vom Küchenfenster weg und wandte sich ihrem neuen Leben zu…
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~Rebekka Gutmayer~

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Elefantenrüssel

Elefantenrüssel

Oder auch:

Die Sache mit dem Saugen

 

Um es vorweg zu sagen, diese Geschichte ist wahr.

Und ich liebe Elefanten wirklich sehr.

Außerdem hat mich mein Vater nie Illegales gelehrt.

Aber an der ein oder anderen Stelle hab ich als Kind miterlebt, wie man Situationen beschleunigen kann.

Vor einigen Jahrzehnten gab es einen Wanderzirkus, dessen größtes Highlight ein Elefant war.

Auf etlichen Plakaten sah er mir entgegen und es zog mich wie magisch zu ihm.

Allerdings gab es ein Problem. Ich wollte mir keine Show ansehen, in denen eingesperrte Tiere vorgeführt werden.

Aber das war ja damals der übliche Weg, so ein prachtvolles Tier zu Gesicht zu bekommen.

Da fiel mir mein Vater ein und die Möglichkeit der Beschleunigung.

Es brauchte also eine andere Lösung und die hieß Karotten, Toastbrot, Bier und Zigaretten.

 

Die ersten zwei für den Elefanten, die letzten beiden für seinen Pfleger, bitte nicht verwechseln.

Und schon gar nicht nachmachen!

Weitere Zutaten: Mut, Höflichkeit, Respekt, Freundlichkeit, Achtsamkeit.

Der Pfleger war etwas überrascht, aber er erkannte schnell den Mehrwert und ich durfte zu ihr.

Zu einer liebenswerten Elefantendame, die sich sichtlich über meinen Besuch freute.

Und ich mich erst. Weit und breit niemand, der ihr oder mir Vorschriften machte.

Karotten und Toast waren schnell in ihrem großen Bauch verschwunden.

 

Ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten.

Also nicht über das majestätische Tier in Gefangenschaft, sicher nicht.

Aber darüber, dass sie sich für mich nicht zum Affen machen musste.

Und darüber, dass ich in Ruhe mit ihr reden konnte, ich bin sicher, sie hat jedes Wort verstanden.

Weißt du, wie sich ein Elefantenrüssel anfühlt, wenn er anfängt, dich auf Fressbares zu untersuchen?

Eigentlich könnten Elefanten gut als Security wirken und die Leibesvisitiation übernehmen.

Um Loriot zu zitieren:

„Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann!“

 

Ein Elefant stellt dich auf den Kopf, wenn du nicht aufpasst.

Er findet den letzten Krümel, den du in der Tasche hast.

Als Elefant darf er das natürlich auch und da stört es mich keinen Meter.

Aber wie ist das im echten Leben mit all den menschlichen Elefantenrüsseln?

Ein Schelm, wer jetzt Neckisches denkt. Das meine ich nicht.

 

Wenn man nicht aufpasst, läuft die Ware immer nur von innen nach außen vom Band.

 

„Geben ist seliger denn nehmen“ wird uns lange und breit erzählt.

Zeit, Geld und Energie fließt vorwiegend zu den anderen und wir lassen es zu.

Im inneren Betriebssystem steht der Schalter groß auf „Giving“.

Hinz und Kunz steht Tür und Tor offen, weil wir wollen ja die Guten sein.

 

Und selbst, wenn H&K gar nicht vorbeisehen, fangen wir an, die Welt mit unseren Gaben zu bespassen.

Sie ihr fast schon aufzudrängen. Man muss ja was tun, um geliebt zu werden.

Der Herzensmensch darf so ziemlich alles, Mühe geben braucht er sich keine.

Grenzen gibt es kaum welche und wenn, dürfen sie auch mal übertreten werden.

 

Weil er ja nicht anders kann. Weil wir sie ja so gut verstehen.

Weil wir ständig mitfühlend und empathisch sind.

Weil wir auch für andere Verantwortung übernehmen, die uns gar nix angeht.

Ein altes Kinderschema sagt Hallo.

 

Der Schalter, um ein Gleichgewicht zu halten, ist Simsalabim in Vergessenheit geraten.

Man vergisst sich selbst und irgendwann staut es sich an.

Einbeinig lässt sich nicht so gut laufen.

 

Aber empfangen ist etwas, mit dem sich viele von uns richtig schwer tun.

Ja, geben ist wunderschön.

Wenn ich könnte, wäre ich ganzjährig der Weihnachtsmann.

Aber selbst der braucht mal Pausen und Erholung.

Und freut sich riesig über jemanden, der ihm ein saftiges Stück Kuchen bringt.

Wenn wir immer nur austeilen, ist es irgendwann leer in uns.

So leer, wie meine Jackentasche nach dem Besuch bei der Elefantenlady.

 

Und dann ist die Enttäuschung da. Das Gefühl mißbraucht zu werden steigt auf.

Das Gefühl, nichts wert zu sein, weil nichts oder nur wenig zurück kommt.

Immer und immer wieder verdrängen wir es durch weiteren Aktionismus.

Doch es braucht auch den anderen Schalter.

„Receiving“ muss genauso aktiviert sein.

Wir dürfen es uns erlauben, wir dürfen empfangen.

Den Augenblick, die Weisheit unserer inneren Führung, liebevolle Gesten, Geschenke, Wertschätzung von außen, Wunder…

Ein paar Jahre später hab ich sie wieder besucht.

Die Sache mit der Beschleunigung war auch da wieder von Vorteil.

So kam ich zu der Situation, dass sie ihrem Pfleger ausbüxte, sie wollte partout nicht mit in ihr Zelt kommen.

Dieses Mal schenkte sie mir etwas Großes, ganz offensichtlich. Und alle Umstehenden waren ziemlich verblüfft.

Es war ihr Vertrauen.

Ich ging zu ihr, streichelte ihren Rüssel und lud sie ein, mit sanften Worten, mit mir zu kommen.

Sie zögerte keine Sekunde und folgte mir.

Ihr Pfleger meinte, ich könne seinen Job haben.

 

Ich hatte etwas ganz Wertvolles gelernt.

 

Wenn du an der richtigen Stelle gibst, kommt es auch von der richtigen Stelle wieder zu dir zurück.

Das muss nicht die gleiche Situation sein.

Auch nicht die gleiche Zeit, die gleiche Summe oder genauso viele Karotten.

Es gleicht sich alles aus, früher oder später.

Aber dafür müssen unsere inneren Schalter an sein. BEIDE.

Ein Elefantenrüssel ist schlau.

So manch menschlicher ist es auch.

Also lass dich nicht aussaugen.

Sieh genau hin, was du aus freiem Herzen wirklich geben willst und kannst.

Sag auch mal Nein, wenn es dir zuviel wird.

Überprüfe, ob das was sich gestern gut anfühlte, heute auch noch so ist.

Stoppe dein inneres Kind, wenn es sich wieder verausgaben will.

 

Lehre es mit Geduld, wertvoll zu sein, ohne ständig etwas dafür tun zu müssen.

Sag JA zum Leben mit all seinen Annehmlichkeiten.

Hör auf damit, sie zu verweigern, sie suchen sich sonst einen anderen Ort.

Und das wär ja Blödsinn. Bei dir ist es doch schön!

Und dann kannst du auch Elefanten unterstützen.

Oder Affen.

Oder den Lieblingsmenschen.

Nicht aus unterschwelligen Schuldgefühlen heraus.

Nicht aus der Sucht nach Anerkennung.

Nicht aus Verlustangst.

 

Viel größer, besser, nachhaltiger!

Und aus echter Liebe.

~Rebekka Gutmayer~

P.S.: Meinen Goldesel kann man auch füttern! Vielen Dank 🙂

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Sei du selbst – wenn nicht du, wer dann?

Sei du selbst – wenn nicht du, wer dann?

Eine Frage, die mir oft gestellt wird, lautet:

„Wie soll ich mich jetzt meinem Lieblingsmann gegenüber verhalten? Soll ich mich melden, abwarten oder ihn einfach ignorieren?“

Jetzt mal Butter aufs Brot: ich verstehe die Frage und auch die Verunsicherung dahinter total gut – und da spielt es erstmal auch gar keine Rolle, ob es ein Seelenpartner ist, ob ihr euch verabredet habt, um voneinander zu lernen oder zusammen zu leben oder beides.

Du erinnerst dich (unter anderem) immer wieder an dein Verhalten in Situationen aus deiner Kindheit, während dein Lieblingsmann diese abgespeicherten Erfahrungen auf Knopfdruck weckt, wenn auch eher selten beabsichtigt.

Wir wurden alle mehr oder weniger darauf getrimmt, immer möglichst brav zu sein. Still, leise, niemandem auf die Nerven gehend, graue Maus mit Schweigezertifikat. Das geht mit allen möglichen (und unmöglichen) Mitteln und Methoden, die sich Erwachsene bei Überforderung einfallen lassen.

Wir waren ihnen vielleicht zu viel, zu laut, zu neugierig, zu aufmüpfig, möglicherweise auch zu wütend, zu schrill, zu extrovertiert.

Früh übt sich, wer angepasst sein will. Oder soll.

Es gibt Instanzen, die innerlich zu uns sprechen: die einen zeigen mit dem Finger auf „die Zurückhaltende“ und sagen: „Haha, du und Liebe, Erfolg und Abenteuer?“ Das innere (verunsicherte) Kind lässt grüßen!

Die nächste Stimme flüstert zur „Miesepetra“ in uns „Du darfst nicht laut werden, du darfst kein Zankapfel sein, du musst dich im Griff haben, du musst über den Dingen (und den Launen des Herzensmannes) stehen!“ Der innere Kritiker sagt mal wieder streng „Hallo.“

Es gibt auch eine Instanz, die passt auf, dass eine weitere Verletzung möglichst vorzeitig erkannt und verhindert wird. Die hilft dann, schnell auf stur, laut oder Rückzug zu schalten.

Keine dieser Stimmen ist dein Feind. Auch dein Ego nicht. Es gibt nichts zu bezwingen oder zu besiegen. Aber es kann dir helfen, darauf zu achten, welche sich gerade einschaltet und die Führung übernimmt. Du kannst sie mit einbeziehen und den Freund darin finden – das, was sie dir mitzuteilen haben und zeigen möchten.

Mit „Sei du selbst“ meine ich übrigens nicht die angeblich spirituellen „Spezialisten“, die propagieren, dass Ehrlichkeit ja so wichtig ist und sie so unglaublich echt mit sich selbst und der Welt sind, wenn sie ihre Stimmung(sschwankung) anderen vor die Füsse kippen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Das ist nicht authentisch, das ist einfach eine „wunderbare“ Rechtfertigung für manche Menschen, ihren Frust ungefiltert an anderen auszulassen.

Authentisch zu sein bedeutet zu zeigen, was in dir vorgeht. Wenn du es kannst und willst. Wenn es nicht klappt, dann geht sogar das in einem Einzeiler zu kommunizieren:

„Ich kann gerade nicht.“ Das braucht keinerlei Rechtfertigung oder Angaben von Gründen und dafür brauchst du dich auch nicht zu schämen!

Authentisch zu sein bedeutet, dir all deine Gefühle zuzugestehen und dich zu trauen, sie und damit dich mit deinen Erwartungen, deinen Bedürfnissen, mit all deinen Schwächen zu zeigen. Das hat aber nichts mit einem „Nudelholz der Vorwürfe“ hinterm Rücken zu tun, das nur darauf wartet, bei nächster Gelegenheit zum Einsatz zu kommen und auch nichts mit einem Klammeräffchen. 😉

Das andere Extrem – die Geschichte der Bedingungslosen Liebe – ist ein schönes Ziel, aber höchstwahrscheinlich für die meisten auf einem anderen Stern erreichbar. Wir sind Menschen, mit allem, was dazu gehört. Und dazu kommen noch diverse äußere Reize und Einflüsse.

Es geht nicht darum, perfekt zu werden, sondern dich daran zu erinnern, wer du WIRKLICH bist. Mit ebenso wunderbaren Eigenschaften, Talenten und Fähigkeiten!

Dein Lieblingsmensch kennt das auch. Er hat genau wie du innere Stimmen und Instanzen, die dafür sorgen wollen, das(s)

  • alles beim Alten bleibt – das Vertraute ist einfacher als jede Veränderung
  • sich Schwächen oder vermeintliche Fehler zu öffentlich zeigen – es könnte schließlich ein Idealbild zerstört werden
  • Liebe sicher und kontrollierbar bleibt – damit ja kein Riss ins Idealposter des Superhelden (wahlweise Ritter) oder der starken Frau (wahlweise Prinzessin) kommt

Aber mit Liebe hat das alles weniger zu tun. Liebe ist einfach nur.

Wenn du dich fragst, ob du dich melden sollst oder nicht, dann lass doch mal die Liebe entscheiden. Ganz unabhängig davon, wie es ausgeht.

Und wenn es nicht klappt und doch ein Kontrollzwang oder eine Angst aus dir hervorbricht und eine der anderen inneren Stimmen lauter ist als die Liebe in dir, dann ist das so. Denn das ist Leben! Es steckt in jedem von uns.

Du kannst nicht immer wissen, was er sich gerade wünscht. Oder womit du ihm nicht auf den Schlips trittst. Umgekehrt gilt das Gleiche. Er ist genausowenig für deine Erwartungen zuständig, wie er verantwortlich dafür ist, mit welchem Fuß du heute aufgestanden bist.

Deswegen ist eines der größten Geschenke im menschlichen Miteinander die Kommunikation.

Wir können uns ausdrücken. Mit Mimik, mit Gestik, mit Körperhaltung. In Worten, in Bildern, in Briefen, in Gebärdensprache, mit dem großen Zeh wackelnd.

Wir haben die Möglichkeit (bei eigenem Interesse daran) immer wieder in die nächstbeste (Kommunikations)Version von uns selbst zu kommen.

Etwas weniger aus den Schubladen Vorurteil und Vorwurf, etwas mehr authentisch, etwas mehr ehrlich. Etwas mehr Risikobereit, etwas mehr deutlich, etwas mehr verzeihungsfreudig, etwas mehr verständnisvoll für die eigenen Macken & Prozesse und die des anderen.

Wie bei einem Hefekuchen, der langsam aufgeht. Wenn du die Backofentür zu früh öffnest, fällt er in sich zusammen (schlecht ist er deswegen noch lange nicht). Also ein bisschen Geduld mit dir selbst bitte.

Deinem Lieblingsmenschen kann es helfen, das Gleiche zu tun. Kann, nicht muss. 🙂

~Rebekka Gutmayer~

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Die Sache mit der Selbstliebe…

Die Sache mit der Selbstliebe…

Wie oft hast du schon gelesen, dass du dich erst selbst lieben musst, damit dich ein anderer wirklich lieben kann?

Ich halte das nach wie vor für einen ziemlichen Blödsinn, es gibt Menschen, die lieben uns tatsächlich genau so wie wir sind, Punkt. Sie sind selten, doch es gibt sie.

Aber es gibt ein Aber.

Als ich klein war, merkte ich schnell, dass ich so wie ich bin nicht unbedingt geschätzt werde. Ich war zu neugierig, zu laut, zu wissbegierig, zu fröhlich.

Das war für den ein oder anderen Erwachsenen um mich herum schwer erträglich. Also blieben Einschränkungen, Druck, angsteinflößende Aussagen und Schuldzuweisungen nicht aus, auch weil man sich nicht anders zu helfen wusste mit diesem quirligen Kind.

Die Lebensumstände sind sicher sehr verschieden, aber das was mit einer Kinderseele geschieht, wenn sie unterdrückt oder mißbraucht wird, eher nicht.

Ich wurde mit der Zeit immer stiller und zurückgezogener, um niemandem mehr auf den Schlips zu treten, schließlich war ich wie jedes andere Kind auch abhängig von „den Großen“. Ich konnte nicht einfach in die große, weite Welt stiefeln und mein Essen, meine Kleidung selbst besorgen. Ich hab mir einfach gewünscht, geliebt zu werden.

„Frag deine Mutter!“ waren die Worte meines Vaters. „Nein!“ das Lieblingswort meiner Mutter, egal wie die Frage lautete.

Was tut also ein Kind, das ganz normale Bedürfnisse hat, die aber nicht so einfach und schon gar nicht ohne Bedingungen erfüllt werden?

Eben höre ich es von Susanne Hühn :“Es flüchtet, geht in den Angriff oder erstarrt.“ So gewöhnte auch ich mir an, nur noch zu antworten, wenn ich gefragt wurde, denn jeder andere Versuch mich mitzuteilen wurde schnell im Keim erstickt. Aber mit Aufforderung gab es ja eine offensichtliche Berechtigung, etwas zur Situation beizutragen (falls es dann doch zu viel war, wurde mein Redefluss einfach wieder gestoppt).

Ansonsten gab es diese Berechtigung nicht und ich flüchtete mich zu Pferden, Hasen, Katzen, Schafen, Meerschweinchen und meiner Gans Günther, die nie auf die Idee kamen, mir zu zeigen, wie ich sein sollte, sie verurteilten und bewerteten mich nicht. Hier war ich fast glücklich. Fast, weil das ein oder andere mir zuvor geschenkte Lieblingstier ohne echte Notwendigkeit in die Nahrungsmittelkette wanderte. Stichwort Gänsebraten.

An manchen Tagen konnte ich den Schalk im Nacken aber nicht unterdrücken und versuchte, zur Erheiterung der Familie beizutragen. Ich brachte z.B. Senf unter den Türklinken an, in den die ahnungslosen Eltern greifen sollten – und hoffte auf den ein oder anderen Lacher. Dabei vergass ich meine Streiche dann oft und fasste selbst hinein, so dass ich dieses Vorhaben mehrmals wiederholte, bis es zum Ziel führte. Aber mit der gewünschten Erheiterung blieb ich trotzdem alleine, der Spaß war sehr einseitig.

Dies war also nicht der Ort für Fröhlichkeit und Lebensfreude, und die für mich nach der vierten Klasse ausgesuchte Schule war es leider auch nicht. In der Berufsschule spielte ich manchmal den Klassenclown, was so manchen Lehrer zur Verzweiflung brachte. Das gab natürlich wieder Ärger zuhause, aber immerhin konnte ich mir ein bisschen Luft machen, wo ich an anderer Stelle die Unterdrückung dulden musste.

Mein Vater war die meiste Zeit abwesend und meine Mutter damit beschäftigt, aus mir ein wohlerzogenes, hauswirtschaftlich begabtes und religiöses Kind zu formen. Ersteres klappte noch relativ gut, zweiteres schon weniger und das dritte ging ziemlich an ihren Vorstellungen vorbei. Ich war nicht sonderlich begeistert von den zahlreichen Verboten, die ihr Glaube so mit sich brachte. Sie fand darin Halt, aber für mich war das nix.

Das Kind in uns handelt und fühlt noch genau wie damals, wenn wir ihm keine oder zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Es laufen Programme ab, die uns nicht bewusst sind – und dann fragst du dich, wieso du immer wieder an Menschen gerätst, die dich immer wieder ignorieren oder erst gar nicht sehen. 

Oder an welche, die sehr gerne den Zeigefinger heben und dir erklären, was du schon wieder alles falsch gemacht hast. Oder an solche, die so tun, als wären sie an dir interessiert und dich dann fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Oder an Menschen, die sich selbst am Nächsten sind. Oder ihre Liebe mit unterschwelligen Forderungen verbinden. Oder an die, die dich glaubhaft daran erinnern, dass du schnell wieder verlassen wirst, wenn du dich nicht an ihre Vorstellungen anpasst. Oder an Bekannte mit einem gut aufgeklebten Heiligenschein, die gerne ein schlechtes Gewissen machen. Oder an jene, die Versprechungen geben, sie aber nie einhalten.

An Seelenpartner, die flüchtig sind, wenn´s zu eng wird und dir den Vater aufs Parkett holen, auf den du unbewusst noch immer wartest. An Vermieter, die sich einfach nicht kümmern oder das Gegenteil, jeden Tag kontrollierend auf der Matte stehen. An Chefs, die nicht mit sich reden oder keine andere Meinung gelten lassen. An Kunden, die die Wertschätzung für deine Arbeit vergessen. An Bekannte, bei denen du dich schwer abgrenzen kannst. An Männer, denen der Arsch in der Hose fehlt. An Freunde, die plötzlich keine mehr sind, wenn du sie wirklich brauchst oder an Arbeitskollegen, die dich ausgrenzen oder ausnutzen. An Frauen, die dir die Härte, Verachtung oder Ablehnung zeigen, die du schon von deiner Mutter kennst. An Schwiegermütter, die dir dein Wohnzimmer ungefragt umgestalten, während du in Urlaub bist.

Die Liste kann sicher noch ordentlich erweitert werden.

Wenn deine seelische Identität als Kind verschluckt wird, wunderst du dich an der ein oder anderen Stelle verblüfft, warum die Dinge laufen, wie sie laufen.

In der Mediathek der ARD gibt es einen Film, der im Ansatz zeigt, was in einer Familie passieren kann, wenn Schuld, Scham & Verblendung eine große Rolle spielen:

„So auf Erden“ – sehr berührend (leider aktuell nicht verfügbar)

Zuckerbrot und Peitsche. Erfolg und Scheitern. Liebe und Angst. Freundschaft und Verrat. Vitalität und Krankheit. Lebensfreude und Abhängigkeit. Sie geben sich dann die Klinke in die Hand und begrüßen sich voller Vertrautheit, dass man nur staunen kann.

Wie soll es also funktionieren mit der Selbstliebe, wenn unsere Idee von uns und vom Leben, von der Liebe, „lustig“ mit (Selbst)Sabotage-Programmen besetzt ist?

Der Weg führt über das innere Kind, immer und immer wieder…

Es geht mir nicht darum, die Schuld an unsere Erziehungsberechtigten oder an die Menschen, denen wir begegnen zu verteilen. Es geht mir darum, dir zu sagen, dass du wundervoll und einzigartig bist, egal wer dir jemals versucht hat, etwas anderes einzureden (und es vielleicht auch noch geschafft hat).

Du hast ein Recht darauf, du selbst zu sein. Nur manchmal sind wir gar nicht wir selbst und bemerken es einfach nicht. Aber das Leben ist zum Glück schlau und zeigt uns konsequent, wo wir auf dem Schlauch stehen und noch immer darauf warten, dass sich das Äußere verwandelt, obwohl wir im Inneren noch ganz schön unglücklich sind und damit immer wieder den gleichen oder zumindest ähnlichen Mist anziehen.

Die gute Nachricht ist, wir können das Innere verändern. Wir können dem Kind in uns Aufmerksamkeit schenken, die es so lange vermisste. Wir können ihm zuhören, wo niemand Ohren für seine Bedürfnisse hatte. Wir können ihm das Spiel zurückholen, das ihm früher verboten wurde. Wir können es befreien und lebendig werden lassen, wo es sich selbst in Starre geflüchtet hat. Wir können ihm zeigen, dass das Leben lebenswert ist, wo es an sich und seiner Berechtigung dafür (noch) zweifelt.

Wir können ihm Liebe geben, die voller Mitgefühl und ohne Bedingungen ist.

Dann klappt das auch mit dem Nachbarn. Und immer besser mit der Selbstliebe.

Buchtipps:

Was würde die Liebe jetzt tun – von Christa Heidecke

Aber vergiss nicht, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Kommt Zeit, kommt das innere Kind aus seinem Versteck und atmet das Leben wieder tief in sich ein. Das Vertrauen dafür darf wachsen und Druck kann es nicht mehr brauchen.

Der ist eine Bremse. Und Spaßbremsen mag es sowieso nicht, auch wenn es jetzt nicht mehr unbedingt der Senf unter der Türklinke sein muss 😉

Wie immer: nimm dir, was du brauchen kannst. Alles andere lass einfach stehen.

~Rebekka Gutmayer~

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Du kannst an der Situation zerbrechen…

Du kannst an der Situation zerbrechen…

…und ewig darunter leiden, dass dein Liebster nicht so reagiert wie von dir gewünscht – oder dich im Chaos neu ausrichten und sortieren

Du kannst vom Regen in die Traufe kommen, weil du aus deinen Erfahrungen nichts lernen willst – oder dir die Chance geben, deine Erlebnisse positiv zu verwerten

Du kannst vor deinen Unsicherheiten blinder Maulwurf spielen – oder sie eine nach der anderen mutig verwandeln

Du kannst andere für deine Gefühle verantwortlich machen – oder deine eigene Verantwortung auftauen

Du kannst deine Grenzen von deinem Seelenpartner überschreiten lassen – oder sie neu und unübersehbar mit Flagge hissen

Du kannst zögernd auf der Stelle treten – oder entschlossen sein und bleiben, etwas zu verändern

Du kannst sein Verhalten, wenn es dir nicht gefällt, aushalten – oder deine Gefühle und Bedürfnisse kommunizieren (lernen)

Du kannst deine Sehnsucht als Schmerz empfinden – oder als treibende Kraft deiner Seele sehen, deinem Ziel, einer wirklich genialen Beziehung, näher zu kommen

Du kannst vieles einmalig ausprobieren und dich gleich als Versagerin fühlen, wenn es nicht klappt – oder dir Zeit und Mitgefühl schenken und dich erinnern, dass Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde

Du kannst viele Ursachen in deiner Kindheit finden und ihnen die Schuld geben – oder dein inneres Kind nach seinen Bedürfnissen fragen, du weißt am Besten, was es jetzt braucht

Du kannst alles mit dir selbst ausmachen und Scheuklappen anbehalten – oder dir den Horizont erweiternde Unterstützung suchen

Du kannst ängstlich wegsehen – oder dich deinen Ängsten stellen und ihnen nach und nach den Stecker ziehen, wenn du sie nicht mehr brauchst

Du kannst deine Beziehung auf der Oberfläche betrachten – oder tiefer hinter ihre Zusammenhänge und Möglichkeiten sehen

Du kannst im Drama stecken bleiben – oder dich für mehr Gelassenheit entscheiden

Du kannst hart und anspruchsvoll mit dir sein – oder versuchen, offener für die Geschenke des Lebens an dich zu werden

Du kannst viel denken und gackern und doch alles beim Alten lassen – oder anfangen zu fühlen und neue Entscheidungen treffen

Du kannst mit deinem Schicksal hadern und dich ausgeliefert fühlen – oder dich daran erinnern, was dich aus deinem Inneren ruft und begeistert

Du kannst Sicherheit und Kontrolle bevorzugen – oder dich mit deinem wahren Kern, deinem tieferen Wissen, deiner Intuition anfreunden

Du kannst lange vor dich hinfluchen – oder dich ab und an in Hingabe üben

Du kannst das ganze Leben und die Liebe als sinnlos empfinden – oder deine Gedanken dafür öffnen, dass alles seinen Sinn hat und dich davon selbst überzeugen (lassen)

Du kannst in Zeiten des vermeintlichen Liebes-Stillstandes ausflippen – oder auf die Idee kommen, dass dir eine Auszeit gut tun kann

Du kannst dich am Außen orientieren, anpassen und auf Wunder warten – oder dich von deiner Seele führen lassen

In uns allen steckt von jedem etwas. Die Frage ist nur, wann hast du wovon genug und wo darf es noch ein bisschen mehr sein? 😉

The choice is yours!

~Rebekka Gutmayer~

P.S.: Nimm dir nur das, was für dich stimmt!

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